Schon immer war die Pocket Opera Company für ihre faszinierenden Entdeckungen aus den verborgenen Schatzkisten des Opernkosmos bekannt, und selbstverständlich war das große Jubiläumsjahr 2024 prädestiniert für ein weiteres vergessenes Juwel: 1925 kam in Nürnberg die Oper "Der eifersüchtige Trinker" des jüdisch-ukrainischen Komponisten Max Ettinger (1874–1951) zur Uraufführung. Die Handlung der Oper basiert auf einer Geschichte aus Giovanni Boccaccios berühmter Novellensammlung "Il Decamerone": Ein eifersüchtiger Ehemann will seine Frau, die er der Untreue bezichtigt, öffentlich an den Pranger stellen; diese dreht den Spieß jedoch um und verstrickt ihren Mann in ein Netz aus Schein und Sein, das ihn (ver)zweifeln lässt, was Wahn und was Wirklichkeit ist. Die jüdischen Wurzeln des 1874 in Lemberg (Lviv) als Enkel des örtlichen Oberrabbiners geborenen Komponisten sorgten in der Folge dafür, dass die Nationalsozialisten das Werk bald von den Bühnen verschwinden ließen. Aus dem Nachlass Ettingers in der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich hat der künstlerische Leiter der Pocket Opera Company, Franz Killer, die handschriftliche Partitur neu transkribiert und instrumentiert. Nach dem riesigen Erfolg der Produktion im letzten Jahr und zum 100-jährigen Jubiläum der Uraufführung gibt es nun eine Wiederaufnahme von „Der eifersüchtige Trinker“, diesmal in der Nürnberger St. Peterskirche.