Sie locken mit Schönheit und unterwandern die Ordnung: Die Bilder von Judith Grassl entfalten auf der Leinwand eine visuelle Rhetorik der Verführung und der Störung. Die Münchner Malerin zeigt unter dem Titel „stubborn loops“ in der Kunst Galerie Fürth im Rahmen einer Ausstellung neue Arbeiten, die mit illusionistischen Bühnenräumen spielen und deren Perspektive zugleich radikal aufbrechen. Grassls Malerei speist sich aus kunsthistorischen Referenzen, die sie dekonstruiert, übermalt, neu montiert. Der Apfel, das Haar, die abstrahierte weibliche Figur – ihre Motive sind mehrdeutig, körperlich, archaisch und zugleich seltsam losgelöst. Alles wirkt zugleich vertraut und verschoben. Ihre Szenerien erinnern an Collagen, doch was als Modell beginnt, wird durch fein geschichtete Farbschleifen zu einem Bildkörper eigener Logik. Nichts bleibt stabil, weder Raum noch Figur. In den großformatigen Werken – bis zu 3,5 Meter breit – verschränken sich digitale Anmutung und klassischer Farbauftrag. Kubistische Zersplitterung trifft auf dadaistische Zitate, mittelalterliche Bildsymbolik auf eine Ästhetik der Jetztzeit. Grassl gelingt dabei ein seltener Spagat: Ihre Arbeiten sind gleichermaßen rätselhaft wie sinnlich, theoretisch informiert und zugleich unmittelbar erfahrbar. Stubborn loops – das meint Wiederholung, Widerstand, vielleicht auch Verwirrung. Es sind Bildräume, die nicht belehren wollen, sondern Wahrnehmung herausfordern. Mit ihrer poetisch durchdrungenen Malerei lotet Judith Grassl das Verhältnis von Fläche, Form und Bedeutung neu aus – klug, mutig und kompromisslos eigen.