Kinostart: 18.9.; Regie: Lukas Röder; Darsteller: Til Schindler, Heike Hanold-Lynch
Erzählt wird in dem Psycho-Kammerspiel von Aaron (28) und seiner Mutter Susanne (60), die sich vier Jahre nicht gesehen haben. Jetzt konfrontiert der Sohn sie mit seiner Vergangenheit: Häusliche Gewalt. Fehlendes Verständnis. Sexueller Missbrauch. Doch überraschend geht die Mutter in die Offensive. Auch Aaron hütet einige düstere Geheimnisse. Ein Psychothriller, der ans Eingemachte geht. „Ein Film über den man reden muss!“ heißt es bei der Verleihung Festival Max Ophüls Preis für einen der aktuell wohl aufregendsten Regisseure! „Ich wollte ein ganz normales Leben für meinen Sohn. Aber normal war nicht gut genug für dich!“ – „Ja, da hast du recht!“ So klingen die Dialoge zwischen dem achtundzwanzigjährigen Aaron und seiner sechzigjährigen Mutter Susanne. Vier Jahre lang herrschte Funkstille. Nun kehrt der Sohn aus Berlin in sein Elternhaus nach Bayern zurück, um über die traumatischen Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend zu sprechen. In einem Notizblock hat er einen ganzen Fragenkatalog für sein persönliches Trauma-Tribunal vorbereitet. Zur Überraschung von Aaron (und dem Publikum!) lässt sich Susanne nicht so leicht in die Täterrolle drängen. Wie ein Puzzle wird das gesamte Familiendrama langsam zusammengesetzt. Wie in einem Kaleidoskop ergeben sich aus den Teilen immer neue Konstellationen. Als eine „streng formale Arbeit über die unauflösbar zwiespältige Beziehung zwischen Mutter und Sohn“ bezeichnet Lukas Röder sein Kinodebüt. Mit der erfahrenen Heike Hanold-Lynch und dem jungen Til Schindler hat er eine eindrucksvolle Besetzung für diese emotionale Tour de Force gefunden. Mit Leinwandpräsenz und großer Glaubwürdigkeit machen sie das karge Kammerspiel zu einer emotionalen Achterbahnfahrt der fordernden Art.
Dieter Oßwald