Film

Wenn der Herbst naht

veröffentlicht am 15.07.2025 | Lesezeit: ca. 2 Min. | von Vroni Sterner

Michelle (Hélène Vincent) liebt ihren Enkel Lucas (Garlan Erlos) über alles

Michelle (Hélène Vincent) liebt ihren Enkel Lucas (Garlan Erlos) über alles, Foto © ©2024 FOZ/FRANCE 2 CINÉMA/PLAYTIME

Kinostart: 28.8.; Regie: François Ozon; Mit: Hélène Vincent, Josiane Balasko, Ludivine Sagnier, Pierre Lottin, Sophie Guillemin

Die Filme von François Ozon sind wie die berühmte Schachtel Pralinen. Grandios à la „8 Frauen“ und „Sommer 85“. Oder eben nur ganz nett wie „Frantz“. In diese Kategorie fällt sein jüngster Streich, ein kleiner Krimi um eine liebe Oma, einen ungeklärten Todesfall sowie allerlei falsche Fährten. Mit einem giftigen Pilzmenü für den Familienbesuch beginnt das Drama. Tochter Valérie unterstellt Mama Michelle sogleich Mordabsichten. Kaum aus dem Krankenhaus entlassen, reist sie samt Sohn Lucas sofort ab. Schlimmer noch: Oma darf fortan keinen Kontakt mehr haben zum geliebten Enkel. Trost findet Michelle bei Nachbarin Marie-Claude und deren Sohn Vincent, der frisch aus dem Knast kommt. Der sensible Knacki will die familiären Wogen glätten. Sein Besuch bei Valérie wird jedoch fatale Folgen haben. Wie ein Puzzle zelebriert Ozon sein Whodunit-Krimi. Immer wieder legt er falsche Fährten und sorgt mit überraschenden Wendungen für hübsche Aha-Effekte. Kaum glaubt man sich dem wahren Täter auf der Spur zu sein, dreht sich das Krimi-Kaleidoskop und alles sieht plötzlich völlig anders aus als kurz zuvor. Das alles ist routiniert inszeniert und durchaus nett anzusehen. Mehr allerdings wird von Frankreichs großem Kinotalent diesmal nicht geboten. Dem Krimi fehlt es an Spannung, der Story an Substanz und die Figuren kommen kaum aus der Klischeekiste heraus. Selbst visuell hat das Werk wenig Originalität zu bieten und erinnert eher an TV-Ästhetik. Immerhin die 81-jährige Hélène Vincent, einst Muse von Kieslowski und Alain Resnais, hat sichtlich Vergnügen an ihrer Rolle der netten Großmutter mit einigen Geheimnissen. Ansonsten wirkt dieser Ozon-Streich wie auf Autopilot. Beim nächsten Film wird alles besser: Da folgt die Verfilmung von „Der Fremde“ von Albert Camus. Dieter Oßwald

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