Das Kunstmuseum Bayreuth wagt in seiner aktuellen Ausstellung eine archäologische Rückblende in die künstlerische Topografie einer Stadt, die zwischen Ruinen und Reformen ihre eigene Moderne suchte. „KUNST IN BAYREUTH – Werke der 1940er bis 1960er Jahre“ ist mehr als ein Rückblick. Es ist eine kulturgeschichtliche Tiefenbohrung durch drei Jahrzehnte, in denen sich das künstlerische Bewusstsein neu erfand – tastend, trotzig, poetisch. Im Mittelpunkt steht die Freie Gruppe Bayreuth, gegründet 1951. Ein loser Kreis von Künstlerinnen und Künstlern, die sich der Idee verschrieben, dass Kultur auch dort gedeihen kann, wo Not herrscht – oder vielleicht gerade deshalb. Werke von Hanna Barth, Werner Froemel, Ferdinand Röntgen oder Heinrich Faust zeugen von einem stilistischen Spagat: zwischen Figuration und Abstraktion, zwischen Ausdruck und Konstruktion, zwischen Aufarbeitung und Aufbruch. Was diese Ausstellung besonders macht, ist nicht nur die Qualität mancher Exponate, sondern ihre Verwurzelung. Diese Kunst gehört hierher. Sie spricht von zerbombten Häusern, von improvisierten Ateliers, vom Hunger nach Farbe, Form und Bedeutung. Es sind Bilder der Heimkehr und der Neusortierung – aber auch der Selbstbehauptung einer Provinz, die sich nicht als Randgebiet, sondern als Resonanzraum versteht.