(D. Oßwald)
Filmstart: 26.12.
Regie: Peter Sehr, Marie Noëlle;
Darsteller: Sabin Tambrea, Hannah Herzsprung, Edgar Selge, Friedrich Mücke, Tom Schilling
Ein schillernder Märchenkönig wie Ludwig II gibt allemal einen höchst dankbaren Kinostoff ab. Schon zu Stummfilmzeiten entdeckte Wilhelm Dieterle das Potenzial. Und natürlich Luchino Visconti, der mit Helmut Berger und Romy Schneider anno 72 eine pompöse Prunkorgie purer Dekadenz schuf. Nun also ein nächster Streich. Stolze 16 Millionen Euro teuer und prominent besetzt bis in die kleinste Nebenrolle. Erzählt wird vom schöngeistigen König, den die Musik mehr interessiert als das Militär. Machtgierige Minister machen dem Idealisten Intrigenreich viele Striche durch die Rechnung. Bayern zieht in den Krieg. Dem König wird der Geldhahn für seine Schlösser abgedreht, schließlich wird er für verrückt erklärt.
So weit, so bekannt. Über einen Wikipedia-Eintrag geht der Film jedoch kaum hinaus. Bieder, brav und blutleer wird die Biografie abgearbeitet. Was den Mythos der verwegen schrillen Majestät ausmacht bleibt diffus, Einblicke in seine Persönlichkeit versanden knöcheltief im Klischee. Zur spröden Inszenierung und der hölzernen Dramaturgie gesellen sich Dialoge wie aus der hintersten Heimatfilm-Schmonzette: „Wir haben eine Todsünde begangen" stammelt Ludwig benommen, nachdem er seinen Diener küsste. Auch visuell kommt das millionenschwere Werk sichtlich kleinkariert daher mit einer Ästhetik, die allzu fernsehtauglich wirkt. Newcomer Sabin Tambrea schlägt sich recht wacker als Sensibelchen im Hermelinmantel, ein Helmut Berger lässt sich mit diesem eindimensionalen Drehbuch freilich kaum vom Thron stoßen. Ein solch leidenschaftsloses Malen-nach-Zahlen Portrait hat der wilde Ludwig wirklich nicht verdient: Majestätsbeleidigung!
Dieter Oßwald
Stand: 20.12.2012
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