Film
 

„Das Wichtigste beim Horrorfilm ist eine Identifikationsfigur.“

Alex Schmidt

Interview mit Jungregisseur Alex Schmidt zu „Du hast es versprochen" - Filmstart: 20.12.

Gleich von der Hamburg Media School auf das Festival nach Venedig eingeladen, das Debüt mit hochkarätiger Besetzung von Clemens Schick bis Katharina Thalbach ausgestattet und dann noch als Frau einen Horrorfilm gedreht - Grund genug für ein Gespräch mit Alex Schmidt zu ihrem Erstling „Du hast es versprochen". Im Mittelpunkt des Gruselstreifens stehen zwei Freundinnen, die sich nach vielen Jahren zufällig wieder treffen. Beim nostalgischen Ausflug auf die Insel ihrer Kindheit stößt die Heldin auf ein düsteres Geheimnis aus gemeinsamer Vergangenheit.

Doppelpunkt: Wie kamen Sie dazu, als Debüt ausgerechnet einen Horrorfilm zu drehen?
Schmidt: Ich liebe Horrorfilme, dieses Genre gehörte im Kino schon immer zu meinen ganz großen Favoriten gehört. Insofern lag es auf der Hand, dass ich mich für meinen ersten Langfilm für dieses Genre entscheide. Wobei ich als Alternative durchaus noch einen Kinderfilm auf dem Zettel hatte - aber allerlei Zufälle haben letztlich dazu geführt, dass es dann doch ein Horrorfilm wurde.
Doppelpunkt: Es gibt nicht viel Regisseurinnen, die sich in die Männer-Domäne Horrorfilm wagen...
Schmidt: Das mag sein, aber es gibt dafür sehr viele Frauen, die Horrorfilme gerne mögen. Diese Tatsache wird nach meinem Empfinden häufig unterschätzt, in meinem Bekanntenkreis jedenfalls gibt es wahnsinnig viele Frauen, die von Horror und Mystery ganz begeistert sind.
Doppelpunkt: Drehen Frauen andere Horrorfilme als Männer - ist das eine Girlie-Geisterbahn?
Schmidt: Eine Girlie-Geisterbahn? Ich hoffe nicht! (lacht) Nach meiner Einschätzung gibt es in diesem Film keine besondere weibliche Handschrift, jedenfalls wäre mir das selber nicht bewusst. Wenn ich mir als Zuschauer einen Film anschaue interessiert mich eigentlich auch nicht besonders, ob er von einem Mann oder einer Frau gemacht wurde.
Doppelpunkt: Sie sind mit Ihrem Debüt gleich auf dem renommierten Festival von Venedig gelandet - wie waren die Erfahrungen als einziger rein deutscher Beitrag?
Schmidt: Venedig ist natürlich eine ganz großartige Erfahrung, schon allein wegen den internationalen Reaktionen, die man bekommt. Die Medien interessieren sich für deinen Film, man wird nach Interviews gefragt. Allerdings ist es nicht so, dass durch Venedig plötzlich die großen Aufträge von Hollywood kommen würden. (lacht)
Doppelpunkt: Woher bekommt man als Jungfilmerin Stars wir Katharina Thalbach, Max Riemelt und Clemens Schick?
Schmidt: Das war relativ einfach. Ich habe ihnen das Drehbuch geschickt, sie waren von der Geschichte begeistert und haben zugesagt. Für mich ging damit ein Traum in Erfüllung, weil ich genau diese Schauspieler beim Schreiben bereits im Kopf hatte. Vor einer so erfahrenen Schauspielerin wie Katharina Thalbach, die zudem selbst Regie führt, hatte ich zunächst einen gehörigen Respekt. Aber bei unserer ersten Begegnung waren alle Ängste sofort verflogen.
Doppelpunkt: Was gehört zu den wichtigen Zutaten für einen spannenden Horrorfilm?
Schmidt: Das Wichtigste bei einem Horrorfilm ist für mich eine Identifikationsfigur, die das Publikum mag und die zum Mitfühlen einlädt. Wenn so eine Figur fehlt, was in vielen Filmen dieses Genres oft der Fall ist, dann hat man als Zuschauer auch nicht wirklich Angst.
Doppelpunkt: Wie wichtig sind Blut und Gemetzel?
Schmidt: Blutige Effekte sind für die Spannung nicht unbedingt erforderlich - aber bisweilen mag ich das schon. (lacht) Man muss es ja nicht unbedingt so übertreiben wie bei „Hostel" oder „Saw". Mein Ziel war es, die Abgründe der menschlichen Seele darzustellen und mit märchenhaften Elementen zu verbinden. Ich wollte eine süße, schaurige Welt erschaffen, in der man sich leicht verliert. Entstanden ist ein Film über bitter enttäuschte Liebe, über die dunkle Seite im Menschen, über die innige Freundschaft zweier Mädchen, die nicht nur ihr Leben für immer zerstören wird.
Doppelpunkt: Was halten Sie von der Aussage von „Zombie"-Regisseur George Romero, wonach Horrorfilme sich am besten für ein Rendez-vous eignen?
Schmidt: Für mich wären Horrorfilme vermutlich kein gutes Programm für ein Rendezvous. Ich hätte am Film so viel Spaß, dass ich mein Date auf dem Nebensitz völlig vergessen würde. Für mich wäre eine romantische Komödie für eine Verabredung sicher besser geeignet.
Doppelpunkt: Horrorfilme sind die klassischen Kandidaten für Testvorführungen - konnten Sie sich diesen Aufwand erlauben?
Schmidt: Unsere finanziellen Mittel waren ziemlich begrenzt, deswegen haben wir uns vor allem auf das Testlesen verlegt. Wir gaben also ganz vielen Menschen das Drehbuch und baten um ihre Meinung. Zum einen waren das Kollegen aus der Branche, zum anderen aber ganz normale Leute, die zum ersten Mal ein Drehbuch in der Hand hielten. Deren Reaktionen, die oft aus dem Bauch heraus kamen, entpuppten sich als besonders hilfreich für uns.
Doppelpunkt: Was macht Ihnen im realen Leben Angst?
Schmidt: Angst macht mir, wenn Dinge passieren, mit denen ich nicht rechne.
Doppelpunkt: Bleiben Sie weiterhin beim Horrorfilm?
Schmidt: Klar, das hat so viel Spaß gemacht, dass ich auf alle Fälle weiter Horrorfilme machen werde. Aber zu Abwechslung plane ich als nächstes Projekt etwas Lustiges: Ich schreibe gerade am Drehbuch für eine Komödie.

Dieter Oßwald

Stand: 13.12.2012

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