Film
 

„Horrorfilme sind perfekt für ein Date!“

Scott Derrickson

Interview mit Regisseur mit Scott Derrickson zu „Sinister" - Filmstart: 22.11. 

Er hat für Wim Wenders das Drehbuch zu „Land of Plenty" geschrieben. Als Regisseur machte Scott Derrickson mit „Der Exorzismus von Emily Rose" und „Der Tag, an dem die Erde stillstand" auf sich aufmerksam. Nun präsentiert er mit „Sinister" einen Gruselfilm um einen Krimiautor, der übersinnliche Erfahrungen macht. Der Horrorfilm, der ohne große Gemetzel auskommt, avancierte in den US-Kinos zum Kassenknüller und wurde von Kritikern mit „Shining" von Stanley Kubrick verglichen. Mit dem Regisseur unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.


Doppelpunkt: Mister Derrickson, einige US-Kritiker vergleichen „Sinister" bereits mit „Shining" - was sagen Sie zu solchen Vergleichen?
Derrickson: „Shining" war auf jeden Fall ein großer Einfluss für diesen Film, deswegen bin ich auf den Vergleich unglaublich stolz - es ist kein Zufall, dass auch bei uns am Ende die Axt eine besonderen Funktion bekommt. Allerdings spielt Kubrick natürlich in einer ganz anderen Liga, für mich gehört „Shining" zusammen mit „Der Exorzist" zu den beiden besten Horrorfilmen überhaupt.
Doppelpunkt: Wie kamen Sie dazu, den tumben Dorfsheriff mit Fred Thompson zu besetzen, einem leibhaftigen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner?
Derrickson: So dumm finde ich den Sheriff gar nicht, er verfügt durchaus über Bauernschläue und Intelligenz. Als überzeugter Anhänger der Demokraten habe ich mit dieser Besetzung allerdings keinerlei politische Aussage machen wollen, ich habe Thompson vielmehr schon immer als Schauspieler sehr geschätzt.
Doppelpunkt: Ein zentrales Element von „Sinister" sind die alten Super 8-Aufnahmen, die der Held auf dem Dachboden findet - haben Sie diese Szenen tatsächlich auf Super 8 gedreht?
Derrickson: Es war nicht ganz einfach, die entsprechende Ausrüstung und das Filmmaterial aufzutreiben und entwickeln zu lassen, aber mir war es wichtig, dass wir diese Szenen tatsächlich in echtem Super 8 drehen. Ich habe schon als Kind mit der Super 8-Kamera meines Vaters kleine Filme gedreht und an der Filmhochschule war ich im letzten Kurs, der dieses Format noch zugelassen hat - von daher waren die Dreharbeiten auch eine schöne nostalgische Erfahrung für mich.
Doppelpunkt: Ihr Film verzichtet weitgehend auf Gemetzel und Brutalitäten und ist damit an der Kinokasse enorm erfolgreich - sind die blutigen Horrorfilm-Zeiten von „Hostel" und Co. damit Vergangenheit?
Derrickson: Vorhersagen sind schwierig, denn gerade im Horror-Genre ändern sich die Trends und Vorlieben ausgesprochen schnell. Es gibt sicher noch sehr viele Fans gibt, die sich auf das nächste Gemetzel von Eli Roth freuen - gerade weil es keine Jugendfreigabe hat.
Doppelpunkt: Was sind die drei wichtigsten Zutaten für einen spannenden Horrorfilm?
Derrickson: Gute Charaktere, eine intelligente Story sowie eine bedrohliche Stimmung.
Doppelpunkt: Was macht Ihren Helden Ethan Hawke, den man bislang eher aus Komödien kennt, zum geeigneten Horrorfilm-Darsteller?
Derrickson: Ethan strahlt immer diese gewisse Glaubwürdigkeit in seinen Rollen aus. Und je glaubwürdiger eine Figur in einem Horrorfilm, desto spannender wird er für das Publikum.
Doppelpunkt: Der Soundtrack spielt eine entscheidende Rolle in „Sinister" - was halten Sie von der Aussage von Regie-Legende Luis Bunuel, wonach Filmmusik Betrug sei?
Derrickson: Filmmusik ist für mich nur dann Betrug, wenn sie lediglich die Bilder verstärkt, ohne dem Filme eine eigenständige Qualität hinzuzufügen.
Doppelpunkt: Was halten Sie von der Aussage von „Zombie"-Regisseur George Romero, wonach Horrorfilme sich am besten für ein Rendez-vous eigneten?
Derrickson: Dieser Ansicht von Romero stimme ich voll und ganz zu, Horrorfilme sind auf jeden Fall perfekt für ein Date. Je spannender ein Film, desto näher kann man sich dabei kommen!
Doppelpunkt: Wie waren Ihre Erfahrungen mit Wim Wenders, für den Sie das Drehbuch zu „Land of Plenty" geschrieben haben?
Derrickson: Die Arbeit mit Wenders war für mich eine großartige Erfahrung. Ein Film wie ‚Land of Plenty' ist ein ziemlich gewagter Stoff, dennoch schien Wim völlig entspannt bei den Dreharbeiten. Alles, was Wenders macht, ist ein Wagnis.
Doppelpunkt: Was würde Wenders zu „Sinister" sagen?
Derrickson: Ich habe keine Ahnung, was er dazu sagt. Ihm würde sicher die Inszenierung gefallen und auch der moralische Kern der Geschichte - aber Wim ist eben kein großer Horror-Fan.
Doppelpunkt: Zeitgleich zu Ihrem „Exorzismus von Emily Rose" kam „Requiem" von Hans-Christian Schmid in die Kinos, der dasselbe Thema behandelt - was halten Sie von der deutschen Version der deutschen Teufelsaustreibung?
Derrickson: Mit gefällt „Requiem" sehr gut, allerdings würde ich den Film von Schmid nicht als die realistischer Version dieser Geschichte bezeichnen. Wenn ich mir die originalen Tonaufnahmen der Anneliese Michel anhöre klingt das für mich mehr wie „Emily Rose" als wie „Requiem".
Doppelpunkt: Was macht Ihnen im realen Leben Angst?
Derrickson: Ich habe Angst davor, eine schlechtere Person zu werden statt eine bessere Person - das würde jenen schaden, die ich am meisten liebe.
Doppelpunkt: Was soll das Publikum aus „Sinister" mitnehmen?
Derrickson: Dass die größte Angst in diesem Film die Angst des Helden ist, seinen Status zu verlieren. Und ebenso wie dieser Ellison fürchten wir uns alle mehr oder weniger davor, unsere Bedeutung in der Welt zu verlieren.

Dieter Oßwald

Stand: 15.11.2012

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