Film
 

„Diese Mischung aus Action und Emotion hat es so noch nicht gegeben“

Til Schweiger

Interview mit Til  Schweiger über sein Actiondrama „Schutzengel" - Filmstart: 27.9.

Nach den großen Komödien-Erfolgen „Keinohrhasen", „Zweiohrküken" und „Kokowähh" präsentiert Til Schweiger nun mit „Schutzengel" einen Actionfilm um einen Ex-Soldaten, der eine kleine Zeugin beschützen soll. Einmal mehr ist Schweiger als Regisseur und Hauptdarsteller aktiv, an seiner Seite spielen Tochter Luna und Moritz Bleibtreu. Während „Kokowääh 2" bereits in Kürze gedreht wird, gibt Schweiger im Herbst als Kommissar Nick Tschauder seinen Einstand als „Tatort"-Ermittler in Hamburg. Mit Til Schweiger unterhielt sich unser Mitarbeiter Dieter Oßwald.

Doppelpunkt: Ist „Schutzengel" eine Art „Kokowää" für Männer oder Actionkino für Frauen?
Schweiger: Ich stecke Filme nur ungern in Schubladen. „Schutzengel" ist eine Mischung aus Actionfilm, Actionkomödie, Drama und Liebesgeschichte - was es in dieser Form bislang wohl so noch nicht gegeben hat. Wie bei „Knockin' on Heavan's Door" wollen wir zwei Genres verknüpfen: Action und viel Emotionen. „Knockin'" wurde damals vorgeworfen, der Film setze sich zwischen zwei Stühle, doch gerade dieses Konzept hat beim Publikum glänzend funktioniert - bei Männern und Frauen gleichermaßen!
Doppelpunkt: Das Action-Genre fristet hierzulande eher ein Armutsdasein - woran liegt diese Zurückhaltung?
Schweiger: Action ist relativ teuer ist. Zudem hat man die Konkurrenz von Hollywood im Nacken, wo man sich Budgets von 250 Millionen Dollar für einen Film leisten kann. Allerdings kenne ich etliche Kollegen, die große Hoffnungen darauf setzen, dass „Schutzengel" funktioniert und damit neue Türen für dieses Genre bei uns geöffnet werden.
Doppelpunkt: Wie viel Schuss Munition haben Sie in diesem Film verpulvert?
Schweiger: Dazu gibt es keine eigene Statistik. Allerdings hieß es nach der zweiten Woche von den Spezialeffekt-Leuten, dass wir bereits mehr Munition verschossen hätten als bei der gesamten Produktion von „Der Baader Meinhof-Komplex".
Doppelpunkt: Von Tarantino lernen heißt schießen lernen?
Schweiger: Nein, ich habe bereits vorher in Filmen geschossen. Ein zusätzliches, intensives Waffen-Training bekam ich diesmal allerdings von einem ehemaligen britischen Elite-Soldaten, der mit mir auch am Drehbuch geschrieben hat.
Doppelpunkt: Weshalb werden Pistolen im Film eigentlich immer schräg gehalten? Weil es cooler aussieht?
Schweiger: Die Haltung der Waffe hängt entscheidend von der Position des Schützen ab. Wenn man rückwärts läuft, bekommt eine schräg gehaltene Waffe ganz einfach eine größere Stabilität als wenn man sie gerade halten würde.
Doppelpunkt: Warum klingt die Sirene der deutschen Polizei so amerikanisch?
Schweiger: Meine Polizei klingt schon seit „Knockin' on Heaven's Door" amerikanisch, weil sich das  besser anhört als das deutsche Tatüü-Tataa. Aus Gründen der Ästhetik sind auch Uniformen und Autos bei uns schon immer schwarz, ein blaues Polizeiauto wirkt einfach nicht so cineastisch. Die Uniformen werden von der echten Polizei übrigens inzwischen nachgemacht. Auch die Sirenen werden wohl bald so klingen wie bei uns - das verlangt die EU in den nächsten zwei Jahren.
Doppelpunkt: Wie wichtig ist Logik in diesem Genre? Darf der Held jeder noch so großen Übermacht einfach auf wundersame Weise entkommen?
Schweiger: Es gibt eine Version, wo Max jeden einzelnen der Angreifer erschießt. Ich habe mich jedoch dagegen entschieden, weil man das schon hundertmal gesehen hat. Die Art, wie diese Situation nun im Film aufgelöst wird, finde ich sehr viel spannender. Logisch ist das allemal, weil Elitesoldaten darauf trainiert sind, selbst ausweglos erscheinende Situationen zu überstehen. Das mag nicht immer glücklich enden, aber die Möglichkeit besteht absolut.
Doppelpunkt: Kann man nach dem Amoklauf während einer „Batman"-Vorstellung noch so sorglos Schießereien auf der Leinwand zeigen wie davor?
Schweiger: Wenn nicht, dann müsste man das Kino gleich ganz verbieten. Ich sehe keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Actionfilmen und Amokläufen. Zudem wird Gewalt im „Schutzengel" nicht verherrlicht, sondern ganz im Gegenteil. Der Film zeigt klar, was Gewalt anrichtet. Unser Held will längst nicht mehr kämpfen und er verhindert, dass das Mädchen eine Pistole in die Hand nimmt.
Doppelpunkt: Laut Statistik konnten Filme mit Til Schweiger in den ersten zehn Jahren dieses Jahrtausends rund 40 Millionen Zuschauer verbuchen. Gleichzeitig wird kaum ein Künstler hierzulande mit ähnlicher Häme überzogen - wie gehen Sie mit dem Dauerfeuer der Schmähungen um?
Schweiger: Die Häme kommt ja nicht vom Publikum, auf der Straße bin ich noch nie beschimpft worden. Mit ständigen Verrissen von einem Teil der Filmkritik habe ich längst meinen Frieden gemacht. Ärgerlicher finde ich Kommentare im Internet, die vorzugsweise anonym geschrieben werden und wohl viel mit Neid zu tun haben. Sich so versteckt zu äußern ist eher feige als mutig.
Doppelpunkt: Nach Emma in „Kokowääh" spielt diesmal Ihre älteste Tochter Luna die Hauptrolle - wie funktioniert der Familienbetrieb vor der Kamera?
Schweiger: Luna war bereits 2009 bei „Phantomschmerz" schon dabei, bei dem mein Freund Matthias Emcke Regie geführt hat. Für mich ist es großartig, mit den eigenen Töchtern zu drehen. Man verbringt auf diese Weise sehr viel Zeit mit den Kindern und die Arbeit schweißt auf ganz besondere Art zusammen.
Doppelpunkt: Zu den traditionellen Gastauftritten von Prominenten gehört nicht nur Frank Plasberg, auch Springer-Vorstandschef Matthias Döpfner gibt sich ein Stelldichein als Arzt. Wie kam es zu dem Freundschaftsdienst?
Schweiger: Döpfner hat die Dreharbeiten besucht und ich fragte, ob er nicht Lust hätte mitzuspielen. Das hat er spontan gemacht und sich als Arzt in den OP gestellt. Er war zuvor nie bei Dreharbeiten dabei und fand alles sehr spannend. Andere Journalisten hatten ebenfalls Mini-Auftritte in einer großen Action-Sequenz, aber die sind leider dem Schnitt zum Opfer gefallen.
Doppelpunkt: Hatten Sie keine Bedenken wegen Döpfners Warnung: „Wer mit Bild im Aufzug nach oben fährt, der fährt auch mit ihr im Aufzug nach unten"?
Schweiger: Ich fahre nicht mit der Bild-Zeitung nach oben, ich bin selber nach oben gefahren! (lacht) Für „One Way" bekam ich damals von Bild die besten Kritiken, dennoch wurde der Film ein Misserfolg.

Dieter Oßwald

Stand: 20.09.2012

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