Rum Diary - von D. Oßwald

Filmstart: 2.8.
Regie Bruce Robinson;
Darsteller: Johnny Depp, Aaron Eckhart, Michael Rispoli, Amber Heard, Richard Jenkins, Giovanni Ribisi, Amaury Nolasco, Marshall Bell

Für coole Rollen ist Johnny Depp bekanntlich immer gut. Nach „Fear and Loathing in Las Vegas" von Terry Gilliam gibt er nun seinen zweiten Auftritt als Alter Ego von Kultautor Hunter S. Thompson. Als cleverer, aber erfolgloser Journalist Paul Kemp verschlägt es ihn 1960 nach Puerto Rico, wo er beim „San Juan Star" anheuert. Das karibische Dolce Vita bietet reichlich Rum und mit der attraktiven Chenault alsbald eine unwiderstehliche Versuchung. Dass die Dame mit dem reichen Unternehmer Sanderson verlobt ist, macht die Sache nicht einfach. Noch problematischer wird es, als Sanderson den Journalisten als Werbenutte kaufen will. Kemp soll für dessen dubiosen Hotelpläne Insel gute Stimmung machen. Alsbald stellt sich nicht nur die Frage nach dem Fressen und der Moral, sondern auch jene einer neuen Liebe. Natürlich entscheidet sich der Held für die schöne Frau und seine Ehre - schließlich hat Romanautor Thompson sich mit dieser Figur selbst ein Denkmal gesetzt.

Ganz ähnlich macht es der britische Regisseur Bruce Robinson. Für Ecken und Kanten ist bei Kemp kein Platz, er ist der lässige Autor ohne Fehl und Tadel. Entsprechend cool kann Depp (privat mit Thompson befreundet) sich austoben. Schon gleich zum Auftakt darf er verkatert im Hotelzimmer den Rebellen mit Boxershorts geben. Später wird er endlos rauchen, seine Sonnebrille vorführen oder im Fiat 500 über Treppen brettern. Und auch für ein bisschen Drogenrausch mit Halluzination reicht es noch, bevor man nach getaner Aufklärungsarbeit mit der Yacht des Bösewichts in die Sonnenuntergang segelt. Mit der verspielt verpeilten Verfilmung von Terry Gilliam kann dieses kreuzbrave Drama zu keiner Zeit mithalten. Bei aller Biederkeit und TV-Ästhetik bleibt immerhin der Depp - der sorgt auch bei lauwarmen Inszenierungen für den Coolness-Faktor.

Dieter Oßwald