Filmstart: 2.8.
Regie: Sylvain Estibal;
Darsteller: Sasson Gabai, Baya Belal, Myriam Tekaïa, Gassan Abbas, Khalifa Natour, Lotfi Abdelli, Ulrich Tukur, Khaled Riani
Schwein gehabt, könnte sich Fischer Jafaar sagen. Endlich einmal nicht der übliche Unrat im Netz, wie sonst jeden Tag. Stattdessen hat er eine leibhaftige Sau gefangen. Das Tier ging bei einem Frachter über Bord. Pech für den palästinensischen Finder, dass Schweine in Gaza als unreine Tiere gelten, entsprechend schwierig wird es, die fette Beute wieder loszuwerden. Als einziger Abnehmer findet sich eine russisch-jüdischen Züchterin, die allerdings nur am Sperma interessiert ist. Damit fängt das Drama erst richtig an. Die Sauen sollen versteckten Sprengstoff erschnüffeln, womit Jafaar unter seinen Landsleuten als Verräter gilt - so bleibt dem Unglücksraben nur ein Ausweg, der ziemlich selbstmörderisch ausfällt.
Der Franzose Autor Sylvain Estibal erzählt mit seinem Regiedebüt die politische Parabel als absurdes Märchen, das Ergebnis fällt dabei eher bemüht als erfrischend aus. Zum Späßchen-Spektrum gehört etwa der misstrauische Polizist, der das Sperma-Fläschchen als vermeintliche Medizin austrinkt. Die gelangweilten israelischen Grenzwächter, die mit des Fischers Frau brasilianische Telenovelas anschauen. Oder jene Wollsocken, die dem Schwein angezogen werden, damit es den israelischen Boden nicht berührt. Neben solch klamottigen Kalauern einer bemüht konstruierten und holprig erzählten Gutmenschen-Geschichte wirkt die schlichte „Warum können wir uns nicht einfach vertragen?"-Botschaft recht bieder und banal, zumal sie mit stereotypen Figuren dargeboten wird, denen keine Kanten, Ecken oder Entwicklungsmöglichkeiten zugestanden werden. Wenn zum guten utopischen Schluss sich schließlich die Feinde von einst in den Armen liegen und Versehrte mit ihren Krücken HipHop tanzen, fehlt nur noch Frau Beimer aus der „Lindenstraße".
Dieter Oßwald
Stand: 23.07.2012
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