Woody Allen: A Documentary

Kinostart: 5.7.
Regie: Robert Weide;
Mitwirkende: Penélope Cruz, Sean Penn, Martin Scorsese, Leonard Maltin, Larry David, Scarlett Johansson

„Was Sie schon immer über Woody Allen wissen wollten" heißt das Motto von Dokumentarfilmer Robert Weide, der die Komiker-Ikone zwei Jahre mit der Kamera begleiten durften. Man erfährt, wie der Neurosenzüchter einst zu seiner berühmten Brille kam, wie er bis heute mit seiner alten Olympia-Schreibmaschine arbeitet oder in einem Schuhkarton seine Zettelsammlung mit Ideen aufbewahrt. Die Schwester gibt Anekdoten aus der Kindheit zum Besten („Die Eltern wollten, dass er Apotheker wird"), Martin Scorsese schwärmt vom großen Talent des Kollegen („Nicht viele haben so viel zu sagen").

Alles hübsch und nett, aber doch zu wenig. Zumal jener Skandal fast ausgespart bleibt, der Allen 1992 in die Schlagzeilen brachte: Das Verhältnis mit Adoptivtochter Soon-Yi, wodurch die Beziehung mit Mia Farrow in die Brüche ging. „Jeder hat seine eigene Meinung über mein Privatleben, die darf jeder haben", hält sich der Meister bedeckt, auf kritische Nachfragen verzichtet der Dokumentarfilmer und beschränkt sich auf brave Denkmalpflege. Auf das obligatorische „It was really great"-Geschwätz seiner Schauspieler hätte allemal getrost verzichten werden können. Wie Allen wirklich tickt wird in dieser konventionell gestrickten Biografie kaum deutlich. Eigentlich schade, dass im Unterschied zum Büchermarkt die filmischen Autobiografien so gut wie gar nicht existieren. Woody à la Allen wäre gewiss ein grandioser Coup. Fans dürften freilich auch bei diesem recht unoriginellen Heiligenbildchen auf ihre Kosten kommen.

Dieter Oßwald