Filmstart: 21.6.
Regie: Patrick McGrady;
mit Stephen Fry
„Immer wenn ich Wagner höre, habe ich das Bedürfnis, Polen zu überfallen", hat Woody Allen einmal gesagt. Und im Grunde geht es um genau das in diesem kurzweiligen 60-Minuten-Feature der BBC, das nun in einer Langfassung ins Kino kommt. Denn Stephen Fry, seines Zeichens Schauspieler, Schriftsteller und in seiner dandyhaften Intelligenz so etwas wie die Reinkarnation Oscar Wildes (er spielte sein Alter ego sogar schon in dem Spielfilm „Wilde"), treibt genau dieser Zwiespalt um. Denn Fry ist Jude – Verwandte von ihm wurden während des Holocaust ermordet – und zugleich auch Riesenfan von Richard Wagner. Jener Komponist also, der von Hitler verehrt wurde. Jener Verfasser unglaublich komplexer Musik, der sich erwiesenermaßen antisemitisch geäußert hat.
Im Jahr 2009 begibt sich Fry erstmals auf eine Reise nach Bayreuth, jener fränkischen Stadt, in der seit 1876 alljährlich die Musik von Richard Wagner in einem eigens für seine Opern errichteten Theater gefeiert wird. Fry blickt hinter die Kulissen der Musikproben, er spricht mit Wagnerexperten, er trifft eine seiner Urenkelinnen. Er reist nach Nürnberg, wo Hitler seinen Kult bei den Reichsparteitagen besonders zelebrierte. Und er fragt: Wie kann es sein, das so etwas unvorstellbar Böses wie der Nationalsozialismus und etwas so Schönes – in Frys Ohren – wie die Musik Wagners in direktem Zusammenhang steht? Sein Fazit: Es wäre vollkommen falsch, sich dieser Musik wegen Hitler zu verschließen.
Frys Begeisterung für Wagner animiert manchen Zuschauer, sich vielleicht doch einmal mit dem „Ring der Nibelungen" zu beschäftigen. Seine Reise durch die Welt des Komponisten ist lehrreich und mit einigen Bonmots von Fry gewürzt. Trotzdem hätte man sich an der einen oder anderen Stelle mehr Analyse und weniger Fan-Begeisterung gewünscht. Dennoch erzählt dieser britische Film auch viel über unser Land.
Martin Schwarz
Stand: 14.06.2012
Die erfolgreichsten Lieder der schönsten Disney Filme Disney in Concert: Believe in Magic am 11. Mai in der Arena in Nürnberg.