Martha Marcy May Marlene

Filmstart: 12.4.
Regie: Sean Durkin;
Darsteller: Elizabeth Olsen, Sarah Paulson, Hugh Dancy, John Hawkes, Christopher Abbott, Brady Corbet, Maria Dizzia

So zungenbrecherisch der Titel, so sperrig auch das Psychodrama selbst. Der verstörten Titelheldin gelingt nach zwei Jahren der Unterdrückung in einer sektenartigen Hippie-Kommune die Flucht zu ihrer älteren Schwester Lucy. In deren hübschem Haus am See soll sich Martha von den Strapazen ihrer traumatischen Erfahrungen erholen. Der Weg zurück in die Normalität verläuft allerdings nicht reibungslos. Immer wieder wird Martha von Erinnerungen eingeholt. Lucy stellt keine Fragen, sondern reagiert mit großer Nachsicht und Verständnis. Peinlich wird die Sache erst, als ihre Schwester fröhlich nackt im See badet oder sich unbekümmert ins Ehebett dazu gesellt. Kein Wunder, dass auch dem freundlichen Gatten die schwierige Schwägerin mit solchen Aktionen allmählich auf die Nerven geht. Zunehmend bekommt die neue Familienidylle immer größere Risse. Zu gereizten Dialogen beim angespannten Abendessen gibt es Marthas frustrierte Schmatzgeräusche und trotziges Geschirrklappern ihre Gastgeber. Mit ruppig eingefügten Rückblenden wird immer das traumatisierende Geschehen der Sekte immer wieder illustriert. So wenig Lucy der Zugang zu ihrer apathischen Schwester gelingt, so gering bleiben für den Zuschauer die Chancen zum Mitgefühl mit der gepeinigten Heldin. Dazu fehlen, anders als im vergleichbaren „Winter's Bone", die notwendigen Anknüpfungspunkte in diesem Psychogram ebenso wie eine Entwicklung der Protagonistin. So bleibt nicht mehr als ein deprimierendes Drama über eine depressives Thema: Bonjour Tristesse.

Dieter Oßwald