Theater
 

19. Internationales Figurentheater-Festival

Robin Frohardt: The Pigeoning

Die Puppen sind wieder da. Vom 8. bis 17. Mai sind Bühnen in Erlangen, Nürnberg und Fürth Schauplätze des Internationale Figurentheater-Festivals. Bei der 19. Auflage des 1979 gegründeten Festivals sprechen allein die Zahlen für sich: 65 Kompagnien aus 20 Ländern spielen 130 Vorstellungen im Zeitraum von 10 Tagen in 3 Städten und machen daraus das Festival, das zu den wichtigsten Festivals für zeitgenössisches Figuren-, Bilder- und Objekttheater in Europa gehört. Denn seit Jahren bewegt sich diese Bienale des Figurentheaters qualitativ herausragend an den Grenzen gängiger Genre-Traditionen und forciert die künstlerische Begegnung zwischen Figurentheater, Objekt- und medienorientierter Bühnenkunst sowie zeitgenössischem Tanz, Comic, Bildender Kunst und Performance. In diesem Zusammenspiel sollen Genre-Grenzen in Frage gestellt, Sichtweisen und Sehgewohnheiten verändert und Reibung hergestellt werden. Trotz des Fokus auf innovative Ästhetik und neuartige Ausdrucksformen verweist das Programm des Internationalen Figurentheater-Festivals immer wieder auf seinen eigenen Bezugspunkt, das klassische Figuren-, Bilder- und Objekttheater. Rund 20.000 Besucher werden auch in diesem Jahr wieder in den über 15 Spielstätten des Städtegroßraums erwartet.

Die Eröffnung wird in allen drei Städten gleichzeitig zelebriert: Während in Erlangen die weltweit gefeierte Compagnie 111 von Aurélien Bory in „Sans Objet" Artisten mit einem tonnenschweren Roboter aus der Automobilindustrie tanzen lässt und die Trapezkünstlerin Chloé Moglia das Risiko als Motor der künstlerischen Arbeit entdeckt, kosten in Nürnberg Nico and the Navigators und das Puppentheater Halle die metaphorische und klangliche Vielfalt der schönsten Sonette Shakespeares aus. In Fürth wagt das Puppentheater Magdeburg mit einer wilden und dämonischen Interpretation des Romans „Der Untertan" von Heinrich Mann einen tiefen Blick in die „deutsche Seele".

Zu den Höhepunkten des Programms gehören unter anderem: die belgischen Großmeister des Bildertheaters, die Compagnie Mossoux-Bonté mit „Whispers"; „Ramkoers", das visuelle und musikalische Abenteuer der niederländischen Band BOT; die poetische Tauben-Geschichte „The Pigeoning" der New Yorker Künstlerin Robin Frohardt; die immer zwischen Bildender und Darstellender Kunst vermittelnde Eva Meyer-Keller, die ein Tryout ihrer neuesten Arbeit „Things on a Table" zeigt und ihre sehr spezielle Kochshow „Cooking Catastrophes" präsentiert; die neueste Videoinstallation „Perhaps all the Dragons" der belgischen Theater-Dokumentarfilmer von Berlin; Gisèle Viennes alle Sehgewohnheiten in Frage stellende, grausame und bildgewaltige Theaterüberwältigung „The Pyre"; und natürlich der Altmeister des Puppenspiels und Festivalliebling Neville Tranter, der mit seiner brandneuen Produktion „The King – Downfall of a Superstar" in alle drei Städte kommt. Dazu gesellt sich „Pinocchio Sanchez", der neueste Theater-Comic des Düsseldorfer Kultduos half past selber schuld, der sich knallbunt zwischen Splattermovie und Mockumentary bewegt; die multimediale Tanzinstallation „MatchAtria" von Yui Kawaguchi und Yoshimasa Ishibashi, bei der die Herzschläge der Tänzerin direkt in die Hände der Zuschauer übertragen werden; die theatrale Traumfeldforschung „Faza REM Phase" des Figurentheaters Wilde & Vogel und der polnischen Grupa Coincidentia; Les Ateliers du Spectacle, das Ensemble des Objekttheater-Meisters Jean-Pierre Larroche, das in „Zum t bei n-1" versucht, den Sinn des Lebens mathematisch zu ergründen; das spanische Kulunka Teatro, das – der Maskentheater-Tradition der Familie Flöz folgend – sich in „André & Dorine" auf humorvolle und anrührende Weise mit dem Thema Alzheimer beschäftigt; das Schauspielhaus Graz, das Albert Camus' Drama „Der Untertan" als eine Mischung aus Schauspiel und Figurentheater auf die große Bühne bringt – Regie führte dabei der gefeierte Wiener Puppenspieler Nikolaus Habjan, der mit seinem Schuberttheater Wien und der vielbeachteten Inszenierung der Lebensgeschichte des kürzlich verstorbenen „F. Zawrel" ein weiteres Stück präsentiert; Philippe Quesnes im Auftrag des Festivals Theater der Welt entstandener großer Wurf „Next Day" – ein Stück, in dem ausschließlich Kinder auf der Bühne stehen; das Theater Parkaue Berlin, das gemeinsam mit Forced Entertainment das Kinderstück „Das unmöglich mögliche Haus" produziert hat und die Rückkehr der französischen Bilderstürmer des Théâtre de la Mezzanine, die zum Abschluss des Festivals mit „La Tragédie est le meilleur Morceau de la Bête" ein Stück über den Ersten Weltkrieg auf die Bühne des Erlanger Markgrafentheaters wuchten.

Anlässlich der Ausstellung „#catcontent" des Kunstpalais Erlangen beschäftigt sich Antonia Baehr in ihrem „Abecedarium Bestiarium" mit ausgestorbenen Tieren und in ihren „Animal Performances" – Aufführungen für Haustiere – verhandeln Krõõt Juurak und Alex Bailey die Rolle des Künstlers und des Zuschauers. Seit mehr als zwanzig Jahren steht der österreichische Choreograf, Medienkünstler und Komponist Klaus Obermaier für innovative Kunst aus den Bereichen Tanz, Performance und Neue Medien. Für das 19. Internationale Figurentheater-Festival wird in Erlangen ein Parcours entstehen, der fünf verschiedene interaktive Installationen vereint, darunter „Dancing House", bei dem Passanten aufgefordert sind, sich selbst und ein ganzes Gebäude zum Tanzen zu bringen.

Die regionale Figurentheater-Szene ist mit Thalias Kompagnons, dem Theater Salz+Pfeffer, dem Papiertheater Nürnberg und zwei Premieren vertreten: Das Theater Kuckucksheim zeigt Shakespeares „Sommernachtstraum" in einer fränkischen Fassung und Stefan Drücke ergründet in „Parzival – Ich habe den Faden verloren" den Sehnsuchtsort Theater. Eine Premiere für das Festival ist auch der in Nürnberg stattfindende Puppetry Slam, der von Jana Heinicke und dem aus Theater und Fernsehen bekannten René Marik moderiert wird.

Stand: 23.03.2015

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