„Das Lied der Krähen", von Leigh Bardugo, Knaur, 585 S., 16,99 Euro
Leigh Bardugo wurde 1975 in Jerusalem geboren, wuchs jedoch in Los Angeles auf. Ihr neuer Fantasy-Roman „Das Lied der Krähen", der es in den Staaten bis an die Spitze der „New York Times"-Bestsellerliste schaffte, nutzt eine Kulisse aus niederländischen Hafenstädten und Reichen, die an die skandinavische und slawische Vergangenheit erinnern. Im Buch müssen der berüchtigte Gangster Kaz Brekker und eine kleine Crew aus Spezialisten in eine bestens gesicherte Festung einbrechen, die nur aus Wachen, Gittern und Eis zu bestehen scheint. Lässt man alle Fantasy-Elemente beiseite, ist das natürlich ein klassischer Heist-Krimi, in dem eine Gruppe Gauner mit unterschiedlichen Motivationen und Loyalitäten einen unmöglichen Raubüberfall bewerkstelligen muss. Bardugo inszeniert das packend in einem geschmeidigen, allerdings niemals glattgebügelten Stil. In ihrer vorindustriellen Welt wird mit Dolchen und Materie-manipulierender Hexerei gekämpft, aber auch mit Schusswaffen, Panzern und Bomben. Bei den etwas jungen, nichtsdestotrotz überzeugenden Figuren kann man nur mit der Zunge schnalzen, wobei Kaz Brekker wie ein Vetter von Scott Lynchs Locke Lamora wirkt. Wenn man an diesem Roman etwas bemängeln möchte, dann, dass Ms. Bardugo es ein wenig mit der Hintergrundgeschichte zweier Charaktere übertreibt, die „Das Lied der Krähen" und die „Grischa"-Trilogie der Autorin verknüpft, welche in derselben Welt spielt. Geschenkt! Mal ehrlich, wer will sich noch über das Warten auf George R. R. Martin aufregen, wenn er genauso gut solch ein fantastisches Filet lesen kann?
Christian Endres
Stand: 13.11.2017
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