"Fever" von Deon Meyer, rütten & loehning 2017, Hardcover, 702 Seiten, 19,99 Euro
„Ich will euch vom Mord an meinem Vater erzählen", so beginnt der neue Roman von Deon Meyer. Doch „Fever" ist alles andere als ein Kriminalroman, denn bis es zu jener Begebenheit kommt, bei der Nicos Vater tatsächlich Opfer eines Verbrechens wird, hat der Leser locker 580 Seiten hinter sich gebracht. „Fever" erzählt in erster Linie von Hoffnung, von der Hoffnung etwas Neues aufbauen zu können, nachdem ein Virus, ein Fieber, 95 Prozent der Weltbevölkerung vernichtet hat. Auch die Überlebenden in Südafrika stehen vor einem absoluten Neuanfang und es ist Nico und seinem Vater William zunächst nicht klar, wohin sprichwörtlich die Reise gehen wird, als sie mit einer Volvo Zugmaschine durchs Land fahren. William lässt sich weder von Überfällen durch Mensch oder Tier von seiner Idee abbringen, eine neue, bessere, gleichberechtigte Zivilisation aufzubauen.
Als es zum Mord an Willliam und Domingo kommt, wird der Roman noch einmal zum Krimi, treibt doch Nico die Ermittlung voran. Doch ist es nicht allein jener Teil, der „Fever" wirklich beim Leser wirken lässt. Es ist die Beschreibung der Gefühle und Hoffnungen, die die versprengten Überlebenden in Amanzi ihre neue Heimat finden lassen. Schonungslos spiegelt Meyer Machtmechanismen und die Konfrontation mit jenen, die allein durch Raubzüge ihr Überleben sichern wollen. Schließlich kommt es zum offenen Krieg.
Ähnlich einer postatomaren Geschichte, erzählt der Roman von der Nach-Fieber-Zeit, den Jahren neuer Strukturen und Entwicklungen. Immer wieder klingt der negative Einfluss der Menschen auf Umwelt und Klima an, verurteilt Prozesse, die ein solches Fieber/Virus erst ermöglichen.
Spannend und vor allem nachdenkenswert, das ist „Fever", ein umfänglicher Roman, mit dem Deon Meyer wirklich überzeugt.
Rainer Scheer
Stand: 10.10.2017
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