„Letzte Nacht", von Catherine McKenzie, Heyne Verl., 415 S., 12,99 Euro
Ein Mann stirbt bei einem Autounfall, er hinterlässt Frau und Kind. Aber auch eine Geliebte, die Mann und Kind hat. Und einen Bruder, der vor ihm mit seiner Frau zusammen war. Vor, während und nach der Beerdigung werden langsam alle Betroffenen (Ehefrau, Sohn, Bruder, Geliebte), aber auch die am Rande Beteiligten (Mann und Tochter der Geliebten) vorgestellt. Während die Ehefrau so ahnt, dass es im Leben ihres Mannes diese Geliebte gab, gibt es auch im Familienleben der Geliebten gewaltige Turbulenzen. Alle trauern, reflektieren in der Rückschau ihre Beziehungen, auch Jeff kommt rückwirkend immer mal wieder zu Wort. So entwickelt sich langsam das Bild dieser X-Eck-Geschichte, bis der Leser das Beziehungsgeflecht ergründet hat. Die interessante Erzählweise bringt Spannung in die Handlung, die verschiedenen Erzählperspektiven fügen sich erst nach und nach zu einem Ganzen, um am Ende mit einem überraschenden Finale der Aufdeckung der Wahrheit nahe zu kommen. Der Leser stellt fest: für jeden einzelnen gibt es immer eine eigene Wahrheit und die gilt halt nicht für alle. Der Roman bewegt sich in den eng abgesteckten anglo-amerikanischen Gesellschaftsbildern. Erfolg, Karriere, Golfen, all das beschäftigt die exponiert geradlinigen Charaktere, die sich auch in der Erschütterung ihrer Lebenswege hinter Mauern der Konvention verstecken. Ich wurde gut unterhalten, musste aber wieder einmal feststellen, dass mir amerikanische Romane nicht liegen. Diese permanent aufgesetzte Freundlichkeit und Höflichkeit, auch in so emotionalen Ausnahmesituationen wie Tod und Trauer, liegt der Fränkin wohl einfach nicht. Abgesehen von meiner persönlichen Abneigung ein durchaus solide geschriebener pageturner, ideal für den Urlaub.
Chriso
Stand: 12.06.2017
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