„Nichts ist okay!", von Jason Reynolds und Brendan Kiely, aus dem Englischen von Klaus Fritz und Anja Hansen-Schmidt, dtv, 320 S., 14,95 Euro (ab 14 J.)
Immer wieder sterben in den USA unbewaffnete Menschen durch Polizeigewalt. Immer wieder sind es Schwarze. Und noch wesentlich höher ist die Zahl der Unschuldigen, die von Polizisten verprügelt oder misshandelt werden. Von genau solch einem Fall handelt „Nichts ist okay!" Der 16-jährige Rashad will eigentlich Chips kaufen. Ein Polizist hält den Jungen für einen Ladendieb, legt ihm Handschellen an, schlägt und tritt auf den Wehrlosen ein. Rashad landet im Krankenhaus, kämpft um sein Leben.
„Zwei Seiten einer Geschichte" verspricht der Roman im Untertitel. Korrekterweise sind es eher eineinhalb. Erzählt wird aus der Sicht Rashads und seines Mitschülers Quinn. Quinn ist Augenzeuge des Vorfalls, die Faktenlage ist somit von Anfang an klar. Die entscheidenden Konflikte spielen sich im Inneren der Figuren ab. Rashads Vater möchte die Sache nicht an die große Glocke hängen, Mutter und Bruder hingegen fordern Gerechtigkeit und wollen an die Öffentlichkeit gehen. Mittendrin der Junge, der sich einfach nur nach Ruhe sehnt. Quinn plagt sein Gewissen, weil er den gewalttätigen Polizisten bestens kennt: Es ist der große Bruder seines engsten Freundes, der auch Quinn stets wie ein Bruder zur Seite stand. Quinns Umfeld verlangt ein Loyalitätsbekenntnis.
Das Stärkste an diesem spannenden und sehr anrührenden Roman sind die Nebenfiguren, deren Motive wir nur erahnen können. Vor allem Paul, der Polizist, gibt Rätsel auf. Was veranlasst ihn, der seinen Beruf einst in der Absicht ergriffen hat, Gutes zu tun, zu einer solchen Tat? Der Roman verzichtet auf simple Erklärungen. Und das ist gut so, denn die Realität ist auch nicht simpel.
Udo Bartsch
Stand: 10.05.2017
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