Fränkisch gelacht

„Blumen und Wurst", von Philipp Moll, mit Kaltnadelradierungen von Daniel Bischoff, Bartlmüllner Verl., 103 S., 9,95 Euro

Was für ein Glück hatte ich, dass dieser kleine rosa Band den Weg in mein Besprecherinnenherz fand. Selten so gelacht! Philipp Moll ist ein fränkischer Künstler. Leider ist er nicht Pfarrer geworden, obwohl er Theologie studiert hat. Ich würde jede Woche seine Gottesdienste besuchen! Er besitzt dessen rhetorisches Potential, noch dazu ist er ein wahrer Sprachkünstler, der über ein riesiges Arsenal an Wörtern, Beschreibungen und Assoziationen verfügt. Dabei sind seine Themen, die er kolumnenartig präsentiert, von ganz weltlicher Natur. Er widmet sich der längst fälligen Huldigung des Schupfens (hochdeutsch ist das der Schuppen): „... faszinierende – wenn auch leider vom Aussterben bedrohte – Gebäudegattung. Ein Hort der Anarchie, er zeichnet sich durch hoch improvisative Errichtungsstrategien aus. Es gibt kein Material und auch keine Materialkombination, die nicht zum Schupfenbau geeignet wäre. Ein Schupfen kann nur von freien Menschen ohne Angst errichtet werden. usw. usf." Das allerbeste Kapitel ist jenes, welches die klassische Norma (den Supermarkt) beschreibt, mit den dazugehörigen Konsumenten, betitelt mit „Mein Bayreuth". Darüber hinaus widmet er sich der fast schon ausgestorbenen, typisch fränkischen Gasthausmanagerin namens Kuni, sowie der Kommunikation in einem fränkischen Wirtshaus. Ob dies Nicht-Franken verstehen sei dahin gestellt, die können sich über universelle Themen wie Molls bucklige Verwandtschaft amüsieren oder an dem Kapitel „Die Band". Wer gar nichts mit der Humorkunst à la Egersdörfer und Co.anfangen kann, erfreue sich derweil an den hübschen Kaltnadelradierungen von Daniel Bischoff. Ich finde nichts zum Kritisieren, außer, dass dieser fränkische Geniestreich leider viel zu schnell ausgelesen war.

Chriso