„Vollendet", von Neal Shusterman, aus dem Englischen von Anne Emmert und Ute Mihr, Sauerländer, 432 S., 16,99 Euro (ab 14 J.)
Connor ist ein „Wandler". Das heißt, seine Organe und Körperteile sind als Spende für andere Menschen vorgesehen. Und zwar nicht erst nach Connors Tod: Jugendliche unter 18 Jahren dürfen von ihren Eltern verkauft werden. Entweder weil sie Ärger machen oder einfach nur wegen des Geldes. Gemeinsam mit Risa kann Connor fliehen. Weil sie nicht die Ersten sind, die auf diese Idee kommen, nimmt ein routinierter Polizeiapparat sofort die Fahndung auf. Eine dramatische Odyssee durch eine feindliche Welt schließt sich an.
„Vollendet" bleibt jedoch nicht auf der Ebene des Thrillers stehen. Noch spannender sind die moralischen Fragen, die diese Dystopie anschneidet. Die Geschichte spielt in der nahen Zukunft. Die Medizin hat sich rasant weiterentwickelt. Krankheiten und Verletzungen haben dank Rundum-Transplantation ihren Schrecken verloren. Zumindest für jene, die es sich leisten können. Auf der untersten Ebene der Gesellschaft stehen Menschen, die als unfreiwillige Ersatzteillager fungieren.
Manchmal verliert der Roman etwas an Tempo, da Shusterman zahlreiche Figuren und Handlungsstränge einführt, um verschiedene und auch überraschende Facetten des Themas zu beleuchten. Schwer beeindruckend und beklemmend ist sein Zukunftsszenario trotzdem. Am drastischsten ist die Schilderung einer Operation aus der Opfersicht. Bei vollem Bewusstsein wird der Spender Stück für Stück auseinandergesäbelt. Erst kann er nicht mehr sprechen, dann nicht mehr sehen, schließlich auch nicht mehr hören. Ein bisschen Smalltalk der Chirurgen, und schon kommt der nächste Patient an die Reihe.
Udo Bartsch
Stand: 12.02.2013
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