The Knocking

Kinostart: 22.6.; Regie: Joonas Pajunen, Max Seeck; Besetzung: Pekka Strang, Inka Kallén, Saana Koivisto, Ergo Küppas

Blaulicht erleuchtet gespenstisch die regnerische Nacht im Wald. „Auf dem Grundstück liegt eine Leiche", kommentiert eine Stimme. Zitternd sitzt ein kleines Mädchen in einem Käfig. Dazu wabert ein Unheil versprechender Soundtrack. Schon vor dem Vorspann versteht es dieser finnische Thriller auf Spannung zu setzen, der Gruß aus der Gruselküche gelingt! Fünfzehn Jahre nach dieser mysteriösen Ouvertüre begeben sich die Geschwister Maria, Mikko und Matilda an jenen Ort in der Wildnis zu ihrem einstigen Elternhaus, welches sie endlich verkaufen möchten. „Lassen Sie Ihr Handy an", rät der geschäftstüchtige Makler bei seinem Anruf noch. Die alte Hütte ist wertlos, doch der Verkauf des Waldes würde jedem der Erben geschätzte 100.000 Euro bringen. Ob man die merkwürdige Deformation der Bäume den Bietern besser verschweigen sollte? In der Fassade der Familie tun sich gleichfalls erste Risse auf. „Das ist keine therapeutische Exkursion" gibt sich der freundliche Bruder plötzlich ganz unwirsch, als es um seine Ehe geht. Da gibt es wohl noch so manche Geheimnisse der Geschwister zu lüften. Der Rückblick auf die unheilvolle Kindheit verheißt wenig Gutes. „Naturvölker sind davon überzeugt, dass im Wald alte Seelen wohnen", warnt eine schrullige Alte schon damals den Vater vor dem Verkauf des Waldes. So weit, so spannend, geht dem gemeinsamen Regie-Debüt eines Bestsellerautors und eines Werbefilmers nach der Halbzeit spürbar die Luft aus. Ein paar falsche Fährten hier, ein bisschen mythische Folklore dort. Nach dem Einbruch der Dunkelheit ist in den Bildern zunehmend weniger zu erkennen. Der Horrortrip gerät zum Blindflug für das Publikum. Erst beim Endspurt nimmt die Dramaturgie wieder Fahrt auf und versöhnt mit einem echten Überraschungseffekt, welcher fast schon Klassikerqualitäten hat. Beim nächsten Waldspaziergang sollte man besser die Ohren offen halten...

Dieter Oßwald