Film
 

Filmhaus Nürnberg 03-18

Die Spitzenklöpplerin

In Frankreich gilt sie aufgrund ihres nuancierten Spiels als die "l'actrice intellectuelle", sie ist eine Ikone des europäischen Kinos: Isabelle Huppert. Sie gehört nicht nur seit mehr als 40 Jahren zu den international erfolgreichsten französischen Darstellerinnen, sie ist auch eine der mutigsten, was die Wahl ihrer Rollen angeht. Ihr widmet das Filmhaus nun einen Schwerpunkt. Die durch das Filmhaus getroffene Auswahl aus ihrem mehr als 130 Filme umfassenden Oeuvre ermöglicht einen Einblick in ihr vielseitiges Talent. Natürlich bildet der Film, welcher ihr internationalen Ruhm verschaffte, den Einstieg: in „Die Spitzenklöpplerin" verleiht Huppert der Rolle einer jungen Frau, die als Lehrling in einem Friseursalon arbeitet und über das Scheitern einer Beziehung nicht hinwegkommt, eine überzeugende Tiefe. Die von Kritikern gefeierte US-amerikanische Produktion „Heaven's Gate" ist ein monumentaler Anti-Western der einen kritisch-historischen Blick auf die 1890er ‚Johnson County Wars' wirft. In Jean-Luc Godards „Rette Sich Wer Kann (Das Leben)" entspinnt sich ein loses Beziehungsgeflecht zwischen drei Menschen. Auch in „Villa Amalia" und „Trennung" werden mit scharfem Blick Beziehungen und deren Brüche verhandelt. Mit im Programm ist auch die Verfilmung von Gustave Flauberts Jahrhundertroman „Madame Bovary" und der historisch begründete „Eine Frauensache", in welchem eine Frau währen des zweiten Weltkriegs illegale Abtreibungen durchführt, was in dem Vichy-Regime verheerende Folgen hat. Einen Ausschnitt aus Hupperts Zusammenarbeit mit Gérard Depardieu zeigt „Der Loulou". Hierin flüchtet sich eine Frau in eine Affäre mit einem kleinen Gauner, um den Zwängen des gehobenen Mittelschicht Milieus zu entkommen, und „Valley of Love – Tal der Liebe", die getrennt lebenden Eltern eines erwachsenen Sohns begeben sich nach dessen Suizid auf eine Reise durch das kalifornische Death Valley. In „Die Klavierspielerin" spielt Huppert eine Klavierlehrerin, welche einen ihrer Studenten in ein Sado-Maso-Spiel verwickelt. Aktuelle Filme sind auch vertreten, zum einen „Alles was Kommt", eine Frau Ende 50 muss sich nach einer einschneidenden Veränderung noch einmal neu erfinden, und zum anderen „Happy End", Regisseur Michael Haneke seziert mit bitter-sarkastischem Unterton die Geheimnisse eines bourgeoisen Familienclans.
Auch diesen Monat zeigt das Filmhaus wieder eine Auswahl verschiedenster Erstaufführungen. „Furusato – Wunde Heimat" beleuchtet die Langzeitfolgen der Atom-Katastrophe von Fukushima vom 11.3.2011 – der Film beginnt dort, wo die Berichterstattung aufgehört hat. In „Rückenwind von Vorn" muss die junge Charlie ihren Platz im Leben finden und sich ihrer Ziele bewusstwerden, dabei kommt immer wieder die Frage auf was es bedeutet erwachsen zu sein. „Über Leben in Demmin" blickt währenddessen in die Vergangenheit einer Stadt, welche noch heute von dem Suizid hunderter Menschen im Jahr 1945 überschattet wird. Der georgische Film „Vor dem Frühling" folgt, in beeindruckenden Bildern inszeniert, einem gestürzten Präsidenten auf der Flucht vor seinen eigenen Landsleuten. In „Mzis Qalaqi – City of the Sun" wirft Regisseur Rati Oneli einen dokumentarischen Blick auf die Bewohner einer Stadt, welche einst 50 Prozent des weltweit benötigten Metalls Mangan gefördert hat, jedoch heute einer apokalyptischen Geisterstadt gleicht. Zuletzt zeigt das Filmhaus „Layla M.", ein hochaktuelles Drama über ein junges Mädchen aus Amsterdam mit marokkanischen Wurzeln, die durch fehlende Akzeptanz ihrer Umwelt fortschreitend radikalisiert wird.
Zusätzlich zeigt das FilmhausKino einen kleinen Schwerpunkt zu Robert Lipman, hier gibt es neben einem Kurzfilmprogramm den Dokumentarfilm „Notfilm" zu sehen, der den Schaffensprozess von Samuel Becketts einzigem Film mit Buster Keaton dokumentiert.

Stand: 12.03.2018

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