Fikkefuchs

Filmstart: 16.11.; Regie: Jan Henrik Stahlberg
Darsteller: Jan Henrik Stahlberg, Franz Rogowski, Thomas Bading

Wenn Jan Henrik Stahlberg nicht gerade in Filmen wie „Einsamkeit und Sex und Mitleid" als Schauspieler brilliert, dann setzt er sich alle paar Jahre hinter den Drehbuchschreibtisch und / oder auf den Regiestuhl, um jene Art Kino zu kreieren, wie er es liebt: provokant, kompromisslos und kraftvoll – so geschehen in „Muxmäuschenstill" (2004) oder „Bye Bye Berlusconi" (2006). Diesmal hat sich Stahlberg seiner eigenen Spezies angenommen: dem Mann.
Da haben sich ja zwei gefunden: Eines Tages steht Thorben (Franz Rogowski aus „Love Steaks") vor der Tür von Richard Ockers, genannt „Rocky" (Jan Henrik Stahlberg), und behauptet, Rocky sei sein Vater. Der Jüngere: pornosüchtig, dauerscharf und latent aggressiv, Berufswunsch: Sexualobjekt für die holde Weiblichkeit. Der Andere: ein in die Jahre gekommener Möchtegern-Playboy, der sich immer noch für den „größten Stecher " hält und sich jede Abfuhr bei den anvisierten, sehr jungen Frauen schönredet. Und nun also soll Rocky seinem vermeintlichen Filius beibringen, wie man möglichst ohne Umschweife an den nächstbesten Fick kommt. Doch die nächtlichen Versuche auf den Straßen Berlins misslingen kläglich. Aber zum Glück gibt es ja Seminare zum Frauen anmachen, geleitet von einem „Pick-Up-Artist".
Die mit Crowdfunding-Geldern finanzierte Geschlechtersatire musste auf keine öffentlichen Geldgeber Rücksicht nehmen und kann so frei vom Unterleib weg über die doch reichlich verkorkste Beziehung zweier Männer zu den Frauen fabulieren. Das ist mitunter komisch und entlarvend, aber niemals wirklich frauenfeindlich. Denn wer sich hier tatsächlich zum Horst macht, das sind Thorben und Rocky, die nur auf Sex aus sind und denen das weibliche Gegenüber im Grunde herzlich egal ist. Dennoch ist der Film eine pointierte und sehr böse Bestandsaufnahme einer übersexualisierten Gesellschaft.

Martin Schwarz