Filmstart: 26.10.; Regie: Francis Lee
Darsteller: Josh O'Connor, Alec Secăreanu, Ian Hart
Für den 24-jährigen Johnny ist das Leben kein Ponyhof. Als wäre die Arbeit auf der einsamen Schafsfarm im englischen Yorkshire nicht schon schwerlich genug, fällt nun auch noch der Vater wegen Krankheit aus. Die Lage ändert sich dramatisch mit der Ankunft von Gheorghe, einem Saisonarbeiter aus Rumänien. Johnny begegnet seinem Altersgenossen mit mürrischem Misstrauen, beschimpft ihn als Zigeuner. Bei der gemeinsamen Arbeit erkennt der verschlossene Jungbauer allerdings schnell die besonderen Qualitäten des neuen Mitarbeiters. Gheorghes Blick auf das Leben eröffnet dem Schafzüchter ganz neue Welten. Die heimliche Faszination für den Fremden entlädt sich spontan in einer stürmischen Sex-Szene im Schlamm. Der Leidenschaft folgt zunehmend Zuneigung, erstmals in seinem Leben erlebt Johnny emotionale Geborgenheit. Doch eine Liebe unter Cowboys ist im archaischen Yorkshire ähnlich schwierig wie in „Brokeback Mountain". So krass der Kontrast zwischen rauem Klima und schöner Landschaft ausfällt, so unterschiedlich präsentieren sich die Persönlichkeiten der beiden Helden. Wenn ausgerechnet der smarte Osteuropäer als sensibler Schöngeist dem einfältigen Briten die Augen öffnet und ihm nicht nur emotional, sondern zugleich ökonomisch ganz neue Perspektiven ermöglicht, kann das als gelungener Kommentar auf die neue Fremdenfeindlichkeit im Brexit-Land verstanden werden. Dies geschieht mit ähnlich beiläufiger Unaufdringlichkeit wie die Darstellung der Homophobie. Kleine Blicke und Gesten, um große Emotionen zu skizzieren. Neben den exzellenten Bildern überzeugt das Drama durch den charismatischen Hauptdarsteller Josh O'Connor. Seine lässige Gratwanderung zwischen harter Schale und weichem Kern dürfte auch die Oscar-Entscheider beeindrucken.
Dieter Oßwald
Stand: 10.10.2017
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