Die göttliche Ordnung - von D. Oßwald

Filmstart: 3.8.; Regie: Petra Volpe
Darsteller: Marie Leuenberger, Max Simonischeck, Rachel Braunschweig

Ausgerechnet in der Schweiz, das in direkter Demokratie weltweit führend ist, haben Frauen in der Politik lange nichts zu melden: Das Wahlrecht bleibt ihnen bis 1971 verwehrt. Diese Ungerechtigkeit will sich Nora nicht länger gefallen lassen. Selbstbewusst ruft die Hausfrau und Mutter zum Widerstrand. In ihrem kleinen Kaff im Appenzell keine ganz leichte Sache. Die örtliche Unternehmerin trommelt im „Aktionskommitee gegen die Verpolitisierung der Frau" energisch gegen jede Veränderung. Nicht nur im Dorf, auch in der Familie findet Nora wenig Unterstützung. Ehemann Hans fürchtet um seinen Ruf am Arbeitsplatz. Aber schließlich finden sich doch noch Mitstreiterinnen. Die alte Wirtin Vroni und eine junge Italienerin machen den Anfang, danach entdecken immer mehr Frauen die Lust an der neuen Freiheit. Mit einem Streik wollen sie die Macho-Welt aufmischen. Der feministische Triumph hält zwar nicht lang und wird von den Ehemännern rabiat beendet - doch das Rad des Fortschritts können die schweizerischen Sturköpfe im Dorf ebenso wenig wie im ganzen im Land aufhalten. Regisseurin und Drehbuchautorin Petra Volpe erzählt ihr Drama als kämpferisches Feel-Good-Movie in bester britischer Politfilm-Tradition. Das Figuren-Karussell ist mit gut entwickelten Typen besetzt, deren Spektrum von der schüchternen Rebellin über die resolute Oma bis zum verbitterten Bauern oder dem tyrannischen Miesepeter reicht. Während Politfilme nicht selten unter ihrer Botschaft ächzen und belehrend bleiern bleiben, setzt Petra Volpe bei ihrem Rebellinnen-Drama mit gekonnter Leichtigkeit auf kitschfreie Emotion, charmante Komik sowie treffsicher amüsante Dialoge: manche der lakonischen Pointen spielen fast in der Loriot-Liga.

Dieter Oßwald