Coconut Hero

Filmstart: 6.8.
Regie: Florian Cossen;
Darsteller: Alex Ozerov, Sebastian Schipper, Udo Kier

Es lebe der Selbstmord, sagt sich der junge Held. Er gibt seine eigene Todesanzeige auf, setzt sich eine Flinte an den Kopf – doch Pech, beziehungsweise Glück gehabt. "Statistisch gesehen sterben 99 Prozent der Leute, die sich in den Kopf schießen. Einer überlebt – und das bin ich", erzählt er traurig. Immerhin hat der Krankenhausaufenthalt auch etwas Gutes: Die Ärzte stellen einen Hirntumor fest, sehr zur Freude des Teenagers. Der tödlichen Diagnose sei Dank, lebt Mike Tyson fortan völlig unbeschwert. Für die Mitschüler, die ihn seit langem hänseln, gibt's die längst verdienten Prügel. Mit großer Leidenschaft wird ein passender Sarg ausgesucht und nach ausführlichem Probeliegen selbst nachgebaut. Doch das Schicksal wirft dem Todessüchtigen neue Stöckchen zwischen die Beine. Zum einen taucht der verschollene Vater plötzlich wieder auf (gespielt von "Victoria"-Regisseur Sebastian Schipper). Zum anderen trifft Mike auf die schräge Miranda, deren Flirtoffensive neue, ganz ungeahnte Lebensgeister bei ihm weckt.

Mit "Das Lied in mir" gelang Jungfilmer Florian Cossen vor fünf Jahren ein überzeugendes Debüt. Sein zweiter Streich, für viele Regisseure üblicherweise eine fatale Hürde, ist gleichfalls sehenswert. Bisweilen gerät die Dramaturgie zwar etwas ins Straucheln, doch der morbide Charme der melancholischen Komödie bügelt solche Macken lässig aus. Nicht nur wegen des kanadischen Schauplatzes erinnert das Werk an amerikanische Indie-Filme – und lässt die schlichten Strickmuster deutscher Lustspiel-Ware gerne vergessen. Entscheidenden Anteil am Gelingen der makaberen Komödie hat der kanadische Newcomer Alex Ozerov. Er verleiht dem lebensmüden Helden Flügel, überzeugt angenehm unaufdringlich mit seiner schillernden Mischung aus Sarkasmus und Träumerei – gerade so, als sei er aus "Harold und Maude" entsprungen.

Dieter Oßwald