Hochzeitskapelle

Beim Projekt Hochzeitskapelle + Japanese Friends und deren Album „The Orchestra In The Sky" (Tokyo & Kobe Recordings) geht es um Musik, die auf Freundschaft, Kameradschaft, Zusammenarbeit und kreativem Austausch basiert und auch beredt auf zwei Alben davon zeugt: eines dokumentiert Aufnahmen aus Tokio, das andere ein umfangreiches Doppelalbum mit Sessions aus Kobe, wo die Hochzeitskapel-le die Créme de la Créme der japanischen Independent- und Underground-Popmusik wie Tenniscoats, Eddie Marcon, Yuko Ikema und Kama Aina zusammenbringt, um kreative Begegnungen auszuloten. Hochzeitskapelle, das deutsche Instrumen-talquintett aus Mitgliedern von The Not-wist, Alien Ensemble und Freunden aus der Jazzszene (Evi Keglmaier (Bratsche & Tuba), Mathias Götz (Posaune), Micha Acher (Trompete & Tuba), Alex Haas (Banjo) Markus Acher (Schlagzeug), das seine Musik selbst als „Folkloristisch-elegischen Rumpeljazz" bezeichnet, hat bereits auf drei Alben seine spezielle kom-positorische und instrumentale Finesse bewiesen. „The Orchestra in the Sky" ist so gesehen der Höhepunkt des bis dato statt-gefundenen interkulturellen Austauschs: die Minna Miteru Compilations, die Japan-Tourneen von Hochzeitskapelle und The Notwist und auch Markus Achers Spirit Fest-Gruppe mit Saya und Ueno von Ten-niscoats. Vor allem kommt die Vorliebe des japanischen Undergrounds für Blaska-pellen zu Tage, die zum Teil aus der Tradi-tion der Chindon'ya, den Marschkapellen, die durch die Straßen japanischer Städte ziehen, stammen. „Viele Dinge, die wir in den letzten Jahren gemacht haben, kommen hier zusammen und es fühlt sich an, als ob etwas Besonderes eingefangen wurde. Wir hoffen, Sie mögen, was Sie hören", sagt Markus Acher zu den Songs. Das pralle Album aus Europa meets Nippon ist eine formidable Sammlung himmlischer Pop-songs, intimer Folk-Melodien mit fröhli-chen Bläsern und traurigen Streichern geworden, das in Atmosphäre uns Stim-mung der Zach Condons Beirut nicht un-ähnlich ist.

Jürgen Parr