Ja, Panik

Ja, Panik sind nach ihrer Experimental-Schwurbel-Phase zurück als Rock-Band: „Don't Play With The Rich Kids" (Bureau B/Indigo) kehrt zurück zum knackigen Indierock der 90er-Jahre mit jaulend-lauten, wild-sägenden Gitarren und Key-board-Hooks. Stefan Pabst, Sebastian Janata, Laura Landergott und Andreas Spechtl besinnen sich auf alte Stärken und beobachten den Alltag und die große Welt in bewährtem Spechtl-Denglish mit krypti-schen Lyrics. Zum Beispiel in „Lost": „Lost in Berlin/Lost in Vienna/Lost in Mexico City", wozu Meister Spechtl fest-stellt, daß er hofft, zu jedem Zeitpunkt in seinem Leben zu einem gewissen Grad lost zu sein, denn er glaubt, daß es nichts Langweiligeres und nichts gibt, wovor er mehr Angst hat, als die Vorstellung, sich wirklich selbst zu finden. „Ich will mich nicht finden. Sowohl als Mensch nicht und vor allem auch nicht als Künstler. Ich möchte mein Leben lang auf der Suche bleiben." Nachdem er unlängst seinen Führerschein gemacht hatte, waren lange Autofahrten in Argentinien ein Inspirati-onsquelle für die neuen Songs, als er sich immerzu die instrumentalen Rohversionen der neuen Songs auf diesen Fahrten anhör-te, er begann laut über diese unfertige Musik zu Texten und zu Singen, so ent-standen die Texte im Moment ihrer Entste-hung bereits gesungen, aus der Ferne ent-stand ein anderer Blick auf die grundsätzli-chen Themen des Lebens. Das Album wurde zwar live im Studio aufgenommen, klingt aber wall-of-sound elektronisch mit Bowie- und Philip Boa-Anmutung. Es geht um Klassenverhältnisse und darum, die Klassenfrage in die Popmusik und in die Kunst generell zurückzubringen. Schließlich lautet die Frage auch: Wer kann eigentlich heutzutage noch Kunst machen? Wer kann es sich heute noch leisten, Punkrocker zu sein? Im Frühjahr wieder live u.a. am 25.04.2024 im Soft Spot in Nürnberg.

Jürgen Parr