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Club-News 12-23

Thomas Brinkmann

Heute, wo ich das schreibe, ist MC Yallah & Debmaster fame of Hakuna Kula-la/Uganda in der Stadt. Der Musikverein hat sie in die Kantine – leider noch nicht in den neuen Club namens Soft Spot unterhalb des Künstlerhaus-Quartiergartens – eingeladen. Ich hab sie vor 2 Jahren in Utrecht beim Le Guess Who?-Festival erleben dürfen und hoffe, ihr habt euch das nicht entgehen lassen – pure Energie. Auch dieses Jahr sind beide bei der 16. Ausgabe des spannenden Festivals in den Niederlanden mit dabei.

Auf dem Label erschien gerade das Album von dem in Kampala ansässigen kongolesischen Produzenten Chrisman „Dozage". Auf 35 (!) Stücken meist um die 2 Minuten definiert er Bassmusik zwischen hybridem Trap, afro-portugiesischem Tarraxo, Hardstyle, Amapiano, ein Subgen-re der House- und Kwaito-Musik, Drill, Rave, Gqom Techno und Afrohouse. Phan-tasievoll, innovativ und sehr energetisch treiben einen die Tracks an und er hat sich auch einige Kollaborator*innen wie u.a. Ecko Bazz, der ja auch schon hier im Früh-jahr zu Gast war mit dem wunderbaren STILL, Aunty Rayzor, obige MC Yallah, Tracey the Rapper mit ins Boot geholt. Grossartiges, abwechslungsreiches und doch sehr stimmiges, zukunftsweisendes Album.

Darren Cunningham war einst Fussball-Profi und veröffentlicht seit 2009 Musik im Spannungsfeld von Techno-Avantgarde unter dem Namen Actress. Mit seinem neunten Album „LXXXVIII" [ninja tune], die römischen Ziffern für „88", was sowohl eine Anspielung auf sein Mixtape gleichen Namens von 2020 ist, als auch auf das Konzept der Unendlichkeit, das betont, wie alles im Actress-Universum zusammenhängt - lädt ein, über eine instrumentel-e Facette seiner Entstehung nachzudenken: die Spieltheorie. Angelehnt an ein Schachspiel funktionieren die 13 Tracks allerdings auch ohne Überbau innerhalb der Underground-Clubkultur. Der britische Guardian kommentierte bezogen auf seinen letzten Longplayer, dass er „seinen Platz zemen-tiert als einer der großen Poeten der Club-kultur." Auf der November-Ausgabe des Mixmag ziert Actress das Cover.

Gerade feiert Thomas Brinkannn's Label Ernst 25. – eigentlich schon 26. – Geburtstag und reicht in der Frauennamen-Serie die Nummer 9 „Quila / Romy" nach, „dedicated to Shani Louk and all of them who got shot on the dancefloors. I was in Beirut, Tel Aviv and Ramallah 2006 a few days after the war. I remember a video. People were dancing on the streets of Beirut, while bombs where falling. It was called: Dancing to avoid deafness. 2 people from Gaza came over to my gig in Ramallah. Just the traveling from Gaza to Ramallah took them 2 days. They were dancing to avoid deaf-ness". Die Serie startete 1997 mit 3 12''s (Anna/Beate, Clara/Doris und Erika/Frauke) und endete 1998 mit Yvette/Zora. Mit dem Buchstaben Q erschien damals eine Plattentasche. Die Ernst 9 mit Q/R wurde erst jetzt wiedergefunden, aufgenommen mit den Maschinen von 1997 und jetzt digital über Bandcamp und als Vinyl über Third Ear mit einem zusätzlichen Stück mit den letzten Worten von Hal 9000 zu Dave (Kubrick Odyssey 2001) veröffentlicht. Soulful Techno der puristischen Art und zeitlos gut. 

Auch das Nyege Nyege Label aus Kampala hat einige Neuveröffentlichungen. Sehr spannend finde ich DJ Znobia's „Inventor Vol. 1", der erste Teil einer Retrospektive eines der einflussreichsten afrikanischen Musiker und Kuduro sowie Tarraxinha Pioniers der letzten 30 Jahre. Ein Genie der Strassenmusik und Wegbereiter Angolas digitalem Musikmodernismus. Die Stücke stammen aus den Mitt-90ern bis Mitt-2000ern und resultieren aus 700 Tracks. 1979 als Sebastião Lopes in Luanda/Angola geboren, dem zweitgrössten portugiesisch sprechenden Land nach Brasilien war er beeinflusst durch Michael Jackson und experimentierte früh mit Fruity Loops. Entstanden ist eine Kombination aus Elementen traditionell angolanischer Musik wie Semba, Kilapanga, und Kazukuta mit modernen elektronischen Beats, was in energetischen Clubsounds resultiert. 2008 kam Kuduro erstmalig in den Fokus, als M.I.A. mit Znobia und Buraka Son Sistema auf ihrer Single „Sou-und Of Kuduro" kollaborierte.

Auch Duke´s „Early Instrumentals" [nyege nyege tapes] Album treibt einen auf den Dancefloor. Hyperaktive Sounds, die der Produzent aus Tansania auf den 11 Instru-mentals präsentiert. Mir ist das jetzt etwas zu schnell, but....

Kommt gut durch den Winter, ich fahr erstmal nach Utrecht.

stefan wagner

Stand: 30.11.2023

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