Beirut

Nach einer vierjährigen Pause zaubert Zach Condon aka Beirut wieder zwölf wunder-schön elegisch-melancholische Songs in seinem typisch hymnisch-sakralen Indie-Balkan-Südeuropa-Soundidiom mit Akkor-deon, Farfisa-Orgel, Ukulele, Trompete, vielfach-volumigem Gesang, als instrumen-tale Kontrapunkte DrumComputer sowie Synthesizer/Mellotron rund um Selbstzwei-fel und -heilung, um Wärme und Trost in der extremsten Dunkelheit zu finden. „Hadsel" (Pompeii Records/Secretly Distri-bution) nennt er programmatisch sein Album, nach dem Ort, an dem es entstand, in einer Zeit des Rückzugs, in der Condon in einer Hütte auf der norwegischen Insel Hadsel lebte und sich von seiner Umge-bung inspirieren ließ. Dort traf er einen Sammler und Orgelliebhaber namens Oddvar, der ihm Zugang zur örtlichen Hadselkirke und dessen Kirchenorgel verschaffte, auf der er auch den sakral-erhabenen Titelsong einspielte. Und er entschied sich statt mit Bandunterstützung zum eigen- und selbständigen DIY-Ansatz seiner ersten Platte zurückzukehren, indem er Handtrommeln und Shaker über alte Drum-Computer und die Synthi-Percussion-Sounds legte, die er in Norwe-gen entwickelt hatte. „Während meiner Zeit in Hadsel arbeitete ich hart an der Musik, in einer Trance und blind durch meinen eige-nen mentalen Zusammenbruch stolpernd, den ich, seit ich ein Teenager war, beiseite-geschoben hatte. Er kam und ließ mich wie eine Glocke erklingen. Viele Dinge aus der Vergangenheit und der Gegenwart quälten mich, während die Schönheit der Natur, die Nordlichter und die furchterregenden Stür-me um mich herum ein beeindruckendes Schauspiel lieferten. Die wenigen Stunden Licht offenbarten die unfassbare Schönheit der Berge und Fjorde, und die stundenlan-gen Dämmerungen erfüllten mich mit ge-dämpfter Aufregung. Ich würde gerne glauben, dass die Szenerie irgendwie in der Musik vorhanden ist", sagt Zach. Und „So Many Plans" bringt seinen Aufbruch nach der Krise auf den Punkt: Es stellt laut Zach ein Gleichgewicht zwischen den Gefühlen von Akzeptanz, Hoffnung und Aufgeben her.

Jürgen Parr