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Sarah Chaksad

Sarah Chaksad

Seit über zehn Jahren ist die Schweizer Alt- und Sopran-Saxophonistin und Komponistin Sarah Chaksad mit unterschiedlichsten Formationen in der europäischen Jazzszene unterwegs, jetzt mit neuer Band – ihrem Large Ensemble, mit der sie „Together" (Clap Your Hands) in den legendären Berliner Hansa-Studios eingespielt hat, auf dem sie persönliche Erlebnisse und das Zeitgeschehen reflektiert und das sie auch als Plädoyer für Zusammenhalt und Zusammenstehen, über Länder- und politische Grenzen hinweg versteht. „Während der Pandemie habe ich viele neue Stücke geschrieben, die nach einer anderen Formation gefragt haben", erklärt sie den Impuls zur letztjährigen Gründung. „Die Band sehe ich als eine logische Weiterentwicklung. Sie kann meine Vorstellungen von verschiedenen Klang-farben detailliert umsetzen, gleichzeitig bekomme ich so die Chance, offener zu schreiben und mehr Raum für Improvisationen zu lassen." Mit einer Person pro Instrument und insgesamt 13 Mitgliedern ist das Large Ensemble wesentlich beweglicher als Chaksads bisheriges Orchestra. „Die Möglichkeiten in dieser Band, aus lediglich einigen Akkorden wie etwa im ersten Teil von „Lost" spontan etwas entstehen zu lassen, finde ich faszinierend." So gelingt in dieser neuen Konstellation die Balance zwischen notierten und improvisierten Teilen sehr gut, hatte sie doch schon bei der Entwicklung des Repertoires die individu-ellen Spielhaltungen und Gestaltungswillen der neuen Musikanten im Kopf, die u.a. aus Basel, Berlin, Paris und Trondheim stammen oder einen brasilianischen, iranischen, japanisch-polnischen Hintergrund haben und unterschiedlichen Alters sind, sie vereinen den Klangfar-benreichtum sowie die Tiefenschärfe und Dynamik einer Großformation mit eindrücklichen, individuellen Soli. „Mit den meisten aus der Band habe ich bereits eine Geschichte. Viele kommen aus meinem direkten Umfeld in Basel, einige waren schon beim Orchestra dabei. Es sind Persönlichkeiten mit starker improvisatorischer Ausstrahlung und teils sehr unterschiedlichem, internationalem Background, was mir sehr gefällt." Viele der 10 Kompositionen entstanden in einer für Sarah Chaksad emotional nicht einfachen Zeit. „Anfang 2020 ist mein Vater gestorben und dadurch war meine Verbindung zu seinem Herkunftsland Iran plötzlich unterbrochen. Um meinen Wurzeln nachzuspüren habe ich mich intensiver als je zuvor mit traditioneller persischer Musik beschäftigt." Ihr Vater spielte die Röhrentrommel Tombak, ihre schweizerische Mutter ist klassische Musikerin. „Melodien und Klänge aus dem Iran gehörten in meiner Kindheit und Jugend einfach dazu, wir haben sie so selbstverständlich gehört, wie bestimmte Gerichte von dort bei uns auf den Tisch kamen. Der Reichtum der persischen Musik war mir trotzdem lange nicht so richtig präsent, weil ich mich vor allem auf Jazz konzentriert hatte." Inzwischen ist Sarah Chaksad klar, wie sehr die eher unbewussten Erfahrungen in der Familie ihre heutigen Werke inspirieren. „Normalerweise entwickele ich zunächst die Basslinien und die Melodien, der Rest kommt sehr oft intuitiv dazu. Dass nun fast alle Stücke auf ungeraden Metren basieren, hatte ich mir nicht gezielt zurechtgelegt." Das Spektrum reicht von 5/8 im Titelstück über 6er-, 9er- und 12er-Takte mit unterschiedlichen Akzentuierungen bis zum 13/8 bei „Imagine Peace". Noch unmittelbarer als die pointierte Rhythmik lassen bestimmte Melodielinien an persische Traditionen denken („Hope"), die Brücke zwischen den Kontinenten wird vor allem im Solo von Misagh Joolaee auf der Spießgeige Kamancheh deutlich.

Jürgen Parr

Stand: 05.11.2023

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