Gegründet 1980 in Limburg, bestand The Wirtschaftswunder aus dem in Tschechien geborenen Tom Dokoupil, dem kanadischen Keyboarder Mark Pfurtscheller, dem deutschen Schlagzeuger Jürgen Beuth (u.a. auch „Die Radierer") und dem italienischen Sänger Angelo Galizia. Nach ihrem Dilettanten-Gaga-Dada-Meilenstein-Debüt „Salmobray" mit dem Überhit „Der Kommissar" war die Band zwar bei einem Major angekommen, aber nicht der Versuchung erlegen, als weichgespülte NDW-Combo dahinzusiechen. So wurde 1982 ihr zweites Album „The Wirtschaftswunder" (tapete) kommerziell ein Flop, künstlerisch ein Erfolg, weil The Wirt-schaftswunder an ihrem punkig-kakophonisch-urgewaltigen Konzept zwischen Postpunk, NuFunk, NewWave, Kirmes und Dada-Experimental-ArtPop festhielten, wild gegen jede Konvention und jede Stilvereinnahmung anzuspielen, Angelo seine italienisch-gastarbeiter-deutschen Texte in unnachahmlicher Manier herauszupressen-zwischen ekstatisch-überdrehtem, unberechenbaren Wildtier-Gebrülle und opernhaftem Geknödel. Das 15 Songs-dicke Album durchstreift verschiedenste Genre-Landschaften, bleibt immer überraschend-unerwartet, musikalisch-detailverliebt-virtuos performt, zeitlose Schweineorgel-Pretiosen wie „Mach Dir das Leben schön", das exotische „Tappetto Magico", das synthi-poppige „Erste Hilfe", die DAF-artige Klischee-Erzählung „Der große Mafioso", der lässige Bar-Jazz-Schlenker „Madame X" oder auch das quirlig-New Wave-funkige „Junge Leute" bis zum Finale „Zuviel" – kurz, wild, kako-phonisch. Zum 40jährigen ist das wiederveröffentlichte 2. immer noch eine wahre textlich-inhaltliche und musikalisch-Genre-sprengende Inspirationsquelle, so ganz ohne jede Verschleißerscheinung und Materialer-müdung.
Jürgen Parr
Stand: 26.09.2023
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