Spiel
 

Bauwerk für die Ewigkeit

Die Baumeister des Colosseum

Wie wäre es, wenn tatsächlich die Möglichkeit bestünde, an einem Bauwerk mitzuarbeiten, das die Jahrhunderte übersteht, die Stürme der Weltgeschichte und damit in der Historie einen festen Platz einnimmt. Das Colosseum in Rom ist ein solcher Bau, und der Spieleautor Klaus-Jürgen Wrede versammelt sie nun um einen Tisch: Die Baumeister des Colosseums.

Dies ist auch der Titel jenes Erfolgsspieles, das nach den letztjährigen Spieltagen in Essen Ende Oktober erst einmal nicht mehr lieferbar gewesen ist. Es gilt als eine der aktuellen Neuheiten, wobei sich die Neuheiten-Saison (im Prinzip auch wichtig für die Vergabe der Spielepreise) vom Herbst des Vorjahres bis hin zum Frühjahr des laufenden Jahres erstreckt. Und während nun, Anfang Februar, die Internationale Spielwarenmesse in Nürnberg über die Bühne gegangen ist, macht es durchaus Sinn, eines dieser bemerkenswerten Spiele auf dem Spieltisch liegen zu haben.

Klaus-Jürgen Wrede – mit diesem Namen verbindet sich natürlich vor allem das Spiel „Carcassonne", das 2001 „Spiel des Jahres" gewesen ist. Dem Erfolg geschuldet sind zahlreiche Erweiterungen, thematische Varianten und jetzt schließlich auch eine graphische Überarbeitung. Dabei ist die Idee, dass sich mit jeder Partie eine gänzlich neue Landschaft durch das Auslegen von Kärtchen entwickelt wirklich genial. Es sei aber an dieser Stelle doch angemerkt, dass diese Grundidee schon Jahre zuvor ein anderer, ganz bekannter Spieleautor veröffentlichte: Klaus Teuber in seinem Spiel „Entdecker", 1996 bei Goldsieber erschienen.

„Die Baumeister des Colosseum" sind ganz eigenständig. Vier Bauteile für das Colosseum liegen immer aus und können von den Spielern erworben werden. Dazu bedarf es gewisser Baustoffe, die der Spieler in seinem Spielzug zu bekommen trachtet. Dabei ist es wichtig, wo die Figur des Konsuls stehen bleibt. Er bewegt sich über das Spielbrett, immer ein Feld, bei Bedarf und mit zusätzlichen Kosten versehen, auch weiter. Das Feld, auf dem er stehen bleibt, bringt dem am Zug befindlichen Spieler ein Landschafts-Plättchen (und definiert ggf. auch, welches Colosseums-Teil genommen werden darf).
Trickreich ist die Bedeutung der Landschaftskärtchen, denn das in der Reihe am Spielplan nachfolgend liegende Plättchen wird in diesem Moment gewertet, wird das zuvor liegende Plättchen aufgenommen. Diese Wertung bringt die für den Bau des Colosseums nötigen Baukarten, die dann zum Erwerb eines Colosseums-Teils eingesetzt werden können. Natürlich werden Bauaktivitäten mit Ruhmespunkten belohnt, zum Schluss, ist das Colosseum komplettiert, zählen auch noch Mehrheiten bei den ausliegenden Landschaftskärtchen und die verbliebenen Baustoffkarten zur Ermittlung des Siegers.

Fünf übersichtliche Seiten Regelwerk erschließen das Spiel wirklich schnell. Ebenso schnell zeigt sich seine Raffinesse, Planung wird nötig. Vor allem die Bewegungsfreiheit (um den Konsul weiter schieben zu können, um gezielt auf Kärtchen oder Bauteile Zugriff zu bekommen) und die Lagerplättchen, die mehr Handkarten erlauben, sind von elementarer Bedeutung. Das Colosseum selbst entsteht oben auf der Schachtel: eine Platte auf der offenen Spieleschachtel und ein passend geformtes Tiefziehteil lassen den Bau dreidimensional entstehen.
Überhaupt das Tiefziehteil! In Zeiten, in denen Verlage gerne das Material quasi lose in die Schachtel packen und zum Sortieren großzügig fünf wieder verschließbare Beutelchen beilegen, ist dieses Tiefziehteil mit exakt passenden Fächern für das üppig bemessene Material hier absolut vorbildlich. Alles findet rutschsicher Platz, und gleichzeitig wird die Schachtel noch zum Spielelement. Großes Kompliment.

Schmidt Spiele ist schon seit vielen Jahren der Vertrieb für den erfolgreichen Verlag Hans im Glück in München. Und auch wenn es keine konkreten programmatischen Absprachen gibt, so sind anspruchsvollere Strategiespiel Sache von Hans im Glück, Familienspiele eher bei Schmidt Spiele angesiedelt. Das ist immer eine Gradwanderung. Mit „Die Baumeister des Colosseum" ist es aber bravourös gelungen, einen überzeugenden Titel für die spielinteressierte Familie zu veröffentlichen, der gleichzeitig auch die Spieler anspricht. Idee, Preis, Material und die durchdachte Präsentation können einfach überzeugen.

Rainer Scheer

„Die Baumeister des Colosseum"
von Klaus-Jürgen Wrede
für 2 bis 4 Spieler ab 10 Jahren
Schmidt Spiele

Stand: 16.02.2017

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